30
November
2015

„Let the Show Begin“: Kinderrechte in Noten

„Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann
und worüber zu schweigen unmöglich ist“
(Victor Hugo)


Unter diesem Motto startete die Schulsozialarbeit der NMS Peter Rosegger in Mürzzuschlag im Oktober 2014 ein Freizeitangebot. Die SchülerInnen wurden zu einem Nachmittag mit dem Titel “Let’s Sing Together” eingeladen und gebeten, ihre Lieblingslieder und die dazugehörigen Songtexte mitzubringen.

Gemeinsam tauchten wir in die Welt der Musik und Lyrik ein. Wir übersetzten englische, französische und arabische Songtexte ins Deutsche, analysierten und interpretierten sie ebenso wie deutschsprachige Texte. Wir versuchten zu verstehen, wovon die SängerInnen durch ihre Musik sprachen und welche Themen sie in ihren Liedern behandelten. Unser Bezug zu den Liedern wurde dadurch sowohl körperlich, als auch seelisch und emotional intensiver. Außerdem entwickelten wir gemeinsam ein neues Verständnis dafür, wie wir unserer eigenen Sprache eine Stimme verleihen, Ungesagtes oder Unsagbares auch anders ausdrücken und sogar inszenieren können.

In den folgenden Tagen führte die Freude an der Musik sowie am Verstehen und Interpretieren der Texte die SchülerInnen regelmäßig zurück in den Beratungsraum der Schulsozialarbeit, bis wir gemeinsam noch tiefer in die Thematik eintauchten. Wir diskutierten verschiedene Lyrikformen und setzten uns mit der Herkunft dieser Ausdrucksweise sowie weiterer Formen musikalischer Darstellung auseinander. Die Diskussionen reichten von den Protestliedern der Arbeiterbewegung bis hin zu Musicals, und ausgehend von ihren Themen spannten wir gemeinsam auch den Bogen zu Kinderrechten und Menschenrechten.

Wir lernten zu verstehen, dass viele Rechte, die in den heutigen Konventionen niedergeschrieben sind, durch propagierende Musiktexte eingefordert wurden, und dass Musik eine Methode sein kann, all das auszudrücken, „was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“. Das wurde auch in der Musik deutlich, die die SchülerInnen mitbrachten: Sie drückte aus, was sie in ihrer eigenen Lebenswelt bewegt – Liebeskummer, Generationskonflikte, das Leben in einer hektischen und medial beeinflussten Welt und andere. Inspiriert davon beschlossen wir, gemeinsam ein Musical zu schreiben, das auf unseren Liedern und Texten aufbauen sollte. Als Titel wählten wir „Let the Show Begin“.

Für das Projekt „Let the Show Begin“ arbeitete die Schulsozialarbeit in Mürzzuschlag in enger Kooperation mit dem Jugendzentrum Hot, das nicht nur seine Räumlichkeiten für diverse Freizeitnachmittage, sondern schließlich auch seine Bühne und Mikrofone für das Musical zur Verfügung stellte. Jede Woche kamen die SchülerInnen zu den Proben zusammen, um zu singen, gemeinsam ein Schauspiel für die Bühne zu entwickeln, an der Inszenierung zu arbeiten und sich auch tontechnisch am Mischpult einzubringen.

Während dieser Freizeitnachmittage, an denen SchülerInnen von der 1. bis zur 4. Klasse teilnahmen, taten wir mehr als nur gemeinsam singen und Theater spielen. Wir pflegten achtsamen Umgang miteinander und lernten aufeinander aufzupassen, was den SchülerInnen Halt gab und einen sicheren Platz für Emotionen wie Ängste, Unsicherheit, Mut, Traurigkeit und Freude sowie allen Ausdrucksformen von Gefühlen bereitete. Die Welt rundherum wurde ganz nach dem Prinzip “Augen zu und tanzen” und “Musik ein, Welt aus” für ein paar Stunden still gelegt. Gemeinsam schufen wir einen Raum, in dem Meinungsfreiheit herrschte und die SchülerInnen in ihrem Sich-erleben im Mittelpunkt standen.

 

“Musik ist ein Vehikel für Traurigkeit, aber auch für Freude. Wenn es gelingt, beide Extreme zusammenzubringen, entsteht Magie.”
(Paul McCartney)

 

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