Training für faires Streiten bedeutet, faires Streiten – mit Worten – zu lernen. Konfliktlösung ist eine Schlüsselkompetenz im menschlichen Umgang und Streit-Training schafft einen Rahmen zur Aneignung dieser so genannten Soft Skills. Den Kindern wird Raum geboten, um gemeinsam alternative Handlungsmuster für den Umgang mit der eigenen Wut und mit zwischenmenschlichen Konflikten zu entdecken und auszuprobieren. Dabei können sie vorrangig eigene Ideen, aber auch Verhaltensangebote der SchulsozialarbeiterInnen testen. Daneben erfahren sie auch andere Interpretationsweisen für Konflikte, indem sie Gefühle bei sich und anderen wahrnehmen lernen und die Perspektiven der unterschiedlichen KonfliktpartnerInnen einnehmen. Um die eigene Wut im Konfliktfall im Griff zu haben, werden im Training Techniken zur Impulskontrolle erarbeitet. Zum Abschluss des Trainings bekommen die Kinder ein Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme an diesem Baustein.
Das Baumstammspiel ist ein gutes praktisches Beispiel für die Arbeit im Streittraining: Die Kinder tun sich zu zweit zusammen. Jedes Paar bekommt einen Baumstamm zugewiesen, der durch zwei Klebestreifen auf dem Boden dargestellt wird. Die Kinder stehen jeweils am Ende des Stammes. Beide haben nun die Aufgabe, auf die gegenüberliegende Seite zu gelangen. Dabei darf der Baumstamm nicht verlassen werden, weil er über eine Schlucht führt, in der viele Krokodile lauern. Die Instruktion lautet: Findet so viele Lösungen wie möglich für diesen Konflikt. Die Kinder sind sehr motiviert und interessiert, verschiedenste Lösungen zu finden, an denen sie dann auch sehr konzentriert arbeiten. Dabei bringen sie viel emotionale Intelligenz ein und diskutieren lebhaft miteinander, wie sie den Konflikt lösen können. Das Wichtigste dabei ist, dass sie ihren Spaß haben. Ihre Begeisterung zeigt sich daran, in wie hohem Maß sie sich beteiligen und dass jedes Kind den anderen seine Lösung präsentieren will. Bemerkenswert war die Lösung eines Schülers der 2. Klasse Volksschule, der erkannte, dass der Konflikt schnell und einfach lösbar ist, wenn er seinem Partner den Vortritt lässt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt hat sich in der Arbeit mit den Volksschulkindern gezeigt: Durch das Soziale Lernen hat sich eine gute Arbeitsbeziehung zur Schulsozialarbeit gebildet und diejenigen, die in die weiterführende NMS gekommen sind und ihre SchulsozialarbeiterInnen wieder getroffen haben, profitierten in ihrem neuen Schulalltag von der Schulsozialarbeit. Dies zeigte sich sowohl in den Schuleingangsprojekten als auch in der Beratung der Kinder.