Archiv des Autors: sjensen

4
Juni
2013

Gender Mainstreaming – Material

Auf meiner Facebookseite Sandra Jensen Isop Schulsozialarbeit poste ich immer wieder verschiedene Links mit diversen Infos – heute auch auf dem Blog!

Gender Mainstreaming ist ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit und neulich bin ich auf die Toolbox „Handbuch zur Förderung von Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendarbeit. Ideen und Werkzeug“ aufmerksam gemacht worden. Dieses tolle, kostenlose Handbuch kann ich nur weiterempfehlen! Mehr Info unter:

http://www.bjv.at/cms/wp-content/uploads/2014/06/toolbox_gendermainstreaming_bjv.pdf

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29
Mai
2013

Mobbing

In letzter Zeit waren im Standard viele Berichte zum Thema Mobbing und Erziehung. Mobbing ist – leider – kein neues Thema und viele (Schüler_Innen, Eltern und Lehrer_Innen) fühlen sich etwas überfordert und wissen nicht, was sie tun können.

Im Buch  „Gewalt in der Schule – Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können“ beschreibt Dan Olweus eines der weltweit erfolgreichsten Interventionsprogramme, dessen Hauptziel es ist, die bestehenden Gewaltprobleme so weit wie möglich zu vermindern und die Entwicklung neuer Probleme zu verhindern. Das Programm basiert auf einem autoritativen (nicht autoritären) Erwachsenen-Kind-Interventionsmodell, das im Schulbetrieb integriert ist. Es werden Maßnahmen auf persönlicher, Klassen- bzw schulischer Ebene durchgeführt, die alle miteinander kombiniert nachweislich erfolgreich gegen Gewalt und Mobbing in der Schule wirken.

Definition von Mobbing

Mobbing (engl. bullying): Tyrannisieren, Schikanieren, Drangsalieren, Traktieren und Anwendung von Druck. Mobbing ist eine besondere Form der Gewalt, bei der negative Handlungen wiederholt und über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden, wobei die Beziehung zwischen Opfer und TäterIn durch ein Machtungleichgewicht gekennzeichnet ist.

Eine negative Handlung liegt vor, wenn jemand absichtlich einem anderen Verletzungen oder Unannehmlichkeiten zufügt z.B. Gewalt, Beschimpfen, Auslachen, Spotten, Fratzen schneiden, Ausgrenzung/soziale Isolierung, üble Nachrede. Buben und Mädchen verwenden unterschiedliche Mobbingmethoden.

Mobbing unterscheidet sich in seiner Struktur von anderen negativen Handlungen: Um einen Täter gruppieren sich MitläuferInnen bwz. MöglichmacherInnen. Sie sind an die Täter oft durch Gewaltandrohung oder Freundschaftsverlust „gebunden“. Somit unterstützen und schützen sie die Täter.

Erscheinungsformen

Olweus hat lange in dem Bereich Mobbing geforscht und hat Erscheinungsformen bei Opfern, TäterInnen und MöglichmacherInnen zusammengestellt:

Opfer

Mobbing kommt häufiger bei jüngeren und schwächeren SchülerInnen vor als in höheren Schulstufen. Ungleichgewicht der (seelischen und/oder körperlichen) Kräfte liegt vor:

» kann sich nur schwer verteidigen

» hilflos gegenüber dem Täter

» Buben kommen häufiger sowohl als Opfer als auch Täter vor

» ängstlich, unsicher, vorsichtig, empfindlich und still

» Kombination von ängstlichen Reaktionsmustern und körperlicher Schwäche

» Buben sind oft körperlich schwächer als Gleichaltrige

» wenige bis keine Freunde

» negative Einstellung gegenüber Gewalt und deren Anwendung – wird nicht zurückschlagen – reagiert oft auf Angriffe mit Weinen und Rückzug

» normalerweise im Verhalten weder aufdringlich noch aggressiv (Ausnahme: provozierendes Opfer)

» negative Selbsteinschätzung, die durch Mobbing gesteigert wird

Täter

» aggressiv gegen Gleichaltrige, oft auch gegen Erwachsene

» „ungenügende“ Erziehung – zu wenig Liebe, Zuwendung und Aufsicht, Bezugspersonen setzen keine klaren Grenzen, ist vielen Familienproblemen ausgesetzt

» positivere Einstellung zu Gewalt und ihrer Anwendung  als allgemein

» Kombination von aggressivem Reaktionsmuster und körperliche Stärke

» häufig ein älterer, stärkerer Bub

» impulsiv, Bedürfnis Macht über andere auszuüben, wenig Mitgefühl mit Opfern

» vergleichsweise positive Meinung von sich selbst – leidet nicht an schwachem Selbstwertgefühl, sondern ist ungewöhnlich wenig ängstlich und unsicher

» läuft großes Risiko, in Kriminalität und Alkoholmissbrauch zu geraten

Passive Gewalttäter/Möglichmacher

» verhindern Mobbing nicht

» ergreifen nicht die Initiative, machen aber mit

» passive Verstärkung durch Zuschauen

» abgeschwächtes Gefühl individueller Verantwortlichkeit, wodurch die Schuldgefühle geringer werden

 

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22
Mai
2013

Projekt „Offener Bücherschrank“

Das Projekt „Offener Bücherschrank“ wurde von der ISOP Schulsozialarbeit an zwei Grazer NMS im Bezirk Gries ins Leben gerufen. Das Konzept ist einfach und originell: Jede/r darf Bücher in den Bücherschrank geben und jede/r darf Bücher mitnehmen. Die Bücherschränke stehen in der Schule am Gang und sind so für jede/n SchülerIn der Schule leicht zugänglich.

Die zentrale Idee dahinter ist es, den Zugang zu Büchern für die SchülerInnen zu erleichtern und das Lesen und vor allem auch den Erwerb der Erstsprache zu fördern.

 

„In der Erstsprache bilden sich die Wurzeln für die kindliche Sprachentwicklung. Sie ist das Grundgerüst und das ‚Betriebssystem‘ für den Erwerb einer Zweitsprache oder weiterer Sprachen.“

„Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, brauchen sowohl in ihrer Erst- als auch in der Zweitsprache eine Alphabetisierung, nur dann kann sich ihr gesamter Sprachbesitz entfalten.“

aus:
LesepartnerInnen: Leseförderung für Kinder
mit einer anderen Erstsprache als Deutsch

Das Projekt „Offener Bücherschrank“ soll der Tatsache, dass viele Kinder, insbesondere Kinder nichtdeutscher Erstsprache, Sprachentwicklungsstörungen aufweisen, entgegenwirken und eine Förderung der Erstsprache sowie der deutschen Sprache bieten.

„Denn Sprache ist der Schlüssel zu einem sozialen Miteinander.“

Projektziele

»   Sprach- und Leseförderung

»   Förderung des Erwerbs der Erstsprache und in Folge dessen des Erwerbs der Zweitsprache

»   Identitätsbildung

»   Selbstständigkeit und Partizipation: Die SchülerInnen sind für die Verwaltung und Organisation des Bücherschrankes selbst verantwortlich.

Zielgruppe

Die Zielgruppe für das Projekt beschränkt sich auf die SchülerInnen der beiden NMS in Graz. Da der Großteil der Kinder eine andere Erstsprache als Deutsch hat und aus sozialökonomisch schwachen Familien kommt, ist hier der Bedarf nach Sprach- und Leseförderung besonders hoch.

Projektlaufzeit

Das Projekt läuft bereits seit zwei Jahren an zwei Grazer NMS im Bezirk Gries. Da der Bedarf und das Interesse seitens der SchülerInnen groß ist, soll das Projekt verlängert werden. Es ist daran gedacht, zusätzlich zum bestehenden Inventar eine gemütliche Leseecke mit Sitzgelegenheiten für die SchülerInnen zu schaffen. Damit soll den SchülerInnen die Gelegenheit geboten werden, sich dort in der Pause mit einem Buch hinzusetzen. Die Leseecke kann dann sowohl als Rückzugsort als auch für Besprechungen mit den BücherpatInnen genutzt werden.

Das Projekt ist zum überwiegenden Teil auf Sachspenden angewiesen. Aus dem regulären, Budget der Schulsozialarbeit können nur sehr wenige Bücher angeschafft werden, daher werden fremd- bzw. mehrsprachige Kinder- und Jugendbücher auch weiterhin sehr gerne als Spenden entgegengenommen.

Kontakt:

Robert Kern, M.A.
Tel.: 0699/14600025
robert.kern@isop.at

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13
Mai
2013

Fünf Stufen-Plan zur Vermeidung von Schulpflichtverletzungen

Vor kurzem wurde im Nationalrat eine Änderung des Schulpflichtgesetzes beschlossen, die die Vorgehensweise bei Schulverweigerung neu regelt. Die Bestimmung, die den neuen Fünf Stufen-Plan enthält, tritt am 1. September 2013 in Kraft.

Da Gesetzestexte nicht unbedingt die leicht zu verstehen sind, freue ich mich sehr darüber, dass Edith Walter, meine Assistentin (die Juristin ist und außerdem sehr sprachbegabt), den Text aus dem juristischen Fachchinesisch ins Deutsche übersetzt hat:

 

Fünf Stufen-Plan zur Vermeidung von Schulpflichtverletzungen
(§ 24a Schulpflichtgesetz 1985 – in Kraft ab 1.9.2013)

Vorab

Schüler der Klasse – Klassenlehrer/Klassenvorstand:

* gemeinsame Erarbeitung einer Vereinbarung über Kommunikation und  Verhaltensweisen (= grundlegende Regeln des Miteinanders im Sinne der Vereinbarungskultur an Schulen als Ergänzung zu einer allfälligen Verhaltensvereinbarung)

Schüler/in bleibt 5 Tage oder 30 Unterrichtsstunden/Semester oder 3 aufeinanderfolgende Tage UNentschuldigt vom Unterricht fern

 

=> Stufe I: Unverzüglich und verpflichtend

Erziehungsberechtigte – Klassenlehrer/Klassenvorstand – Schüler/in:

* Gespräch, um die Gründe fürs Fernbleiben von der Schule zu erörtern
* + SCHRIFTLICHE Vereinbarung über weitere Schritte zur Vermeidung von Schulpflichtverletzungen
* + Aufklärung von Erziehungsberechtigten + Schüler/in über die Verantwortung zur Erfüllung der Schulpflicht

binnen 4 Wochen nach dem Gespräch:

Erziehungsberechtigte – Klassenlehrer/Klassenvorstand – Schüler/in:

* weiteres Gespräch über die Zielerreichung der getroffenen Vereinbarung
keine oder zu schwache Wirkung der getroffenen Maßnahmen

 

=> Stufe II

Schulleiter:

* Einbindung von Schülerberater/in und schulpsychologischem Dienst
* + wo möglich: Beratungslehrer, Psychagogen, SCHULSOZIALARBEIT, Jugendcoaching

* Maßnahmen zur Konfliktlösung und Vermittlung zwischen den Beteiligten
* gemeinsame Identifizierung der Ursachen der Schulpflichtverletzung
* Erarbeitung von Lösungsansätzen
* einvernehmliche Adaptation der zwischen Erziehungsberechtigten, Klassenlehrer/Klassenvorstand und Schüler/in getroffenen schriftlichen Vereinbarung der Stufe I

binnen 4 Wochen nach dem Gespräch:

* weiteres Gespräch zwischen den Beteiligten über die Zielerreichung der getroffenen Vereinbarung

keine oder nur schwache Wirkung der getroffenen Maßnahmen

 

=> Stufe III

Schulleiter:

* Eingehende Information der Erziehungsberechtigten + Schüler/in über die Rechtsfolgen im Falle einer weiteren Schulpflichtverletzung
* Befassung  des zuständigen Beamten des Qualitätsmanagements = Landes- und Bezirksschulräte

Landes- oder Bezirksschulrat:

* Gespräch mit Erziehungsberechtigten, Klassenlehrer/Klassenvorstand und Schüler/in
zur Überprüfung der Einhaltung der schriftlichen Vereinbarungen der Stufen I und II
* legt die weitere Vorgehensweise zur Beseitigung der Ursachen für die Schulpflichtverletzung fest unter Nutzung der schulischen Beratungssysteme (Schülerberater/in und schulpsychologischem Dienst + wo möglich: Beratungslehrer, Psychagogen, SCHULSOZIALARBEIT, Jugendcoaching)

 

=> Stufe IV

binnen 2 Wochen nach dem Gespräch:

Landes- oder Bezirksschulrat:

* weiteres Gespräch zwischen den Beteiligten über die Zielerreichung der gesetzten Maßnahmen
* Verdacht einer Kindeswohlgefährdung iSv § 37 JWFG: unverzügliche Meldung an den JWF-Träger

 

binnen 4 Wochen nach dem Gespräch mit dem Landes- oder Bezirksschulrat:

Schulleiter (allenfalls nach Befassung der JWF)

* Überprüfung der Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen

Keine oder zu geringe Wirkung

 

=> Stufe V

Schulleiter:

* Strafanzeige bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde

 

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2
Mai
2013

Mit den Augen einer Praktikantin

In der Schulsozialarbeit bekommen wir viele Anfragen für ein Praktikum, können aber leider nur ganz wenige Praktikumsplätze anbieten.  Den heutige Gastbeitrag hat die Praktikantin Tanja Klinger geschrieben. Sie schildert die tägliche Arbeit einer Schulsozialarbeiterin:

 

Persönliche Eindrücke einer Praktikantin

Die SchülerInnen der Schule sind zum großen Teil Kinder mit Migrationshintergrund, Jugendliche, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen und durchaus schon in der ersten Klasse massive Gewalterfahrungen mitbringen. Oft haben sie bereits den Erstkontakt mit Drogen und Alkohol hinter sich und stehen vor massiveren Problemen als nur Leistungsdruck und Schulfrust.

Doch schon der erste Kontakt mit den SchülerInnen (beim Bäcker in der Nähe der  Schule) zeigte mir, dass meine Praktikumsanleiterin in ihrer Funktion als Schulsozialarbeiterin bekannt, beliebt und durchaus respektiert wird. Beim ersten Rundgang in der Schule wurde das Schulklima schnell deutlich. Schimpfwörter, Rangeleien und das für Jugendliche typisch provokative Verhalten wurden sofort unterbrochen, wenn die Schulsozialarbeiterin kam. Die SchülerInnen begegneten ihr höflich, freundlich, ja sogar fast freundschaftlich. Im Plauderton wurde über die neuesten Fußballergebnisse diskutiert, die Sozialarbeiterin erkundigte sich bei dem einen oder anderen Schüler nach dessen Befinden, eine Schülerin berichtete ihr verschwörerisch von ihrem Wochenend-Date. Eine Rangelei wurde im Beisein von uns beiden zur Rauferei, bei der die Schulsozialarbeiterin schnell und vehement einschritt. Sie beendete die Auseinandersetzung verbal („Genug!“), aber nicht ohne danach zu jedem der Betroffenen zu gehen, um sich ihre Version des Konflikthergangs anzuhören. Mit dem zweiten Burschen wurde dann, ebenfalls wieder in freundschaftlichem Ton, ein Termin bei ihr im Büro vereinbart. Der Junge schien augenscheinlich froh darüber. Dieses Treffen zwischen Schüler und Schulsozialarbeiterin war in keiner Weise ein „hinzitieren“, sondern wie eine Verabredung zu einem Kaffeetratsch. Auch bei späteren Teilnahmen an SchülerInnen-Gesprächen (ich war nur bei jenen dabei, bei denen die SchülerInnen ausdrücklich damit einverstanden waren) hatte ich immer den Eindruck, dass diese Treffen stets von beiden Seiten gewollt sind. Vor allem, weil viele von den SchülerInnen selbst initiiert wurden. („Haben Sie nachher ein bisserl Zeit für mich?“)

Schon der erste Eindruck an der Schule löste in mir ein Wechselbad an Gefühlen aus. Die Atmosphäre in der Schule war alles andere als entspannt, doch allein das Auftauchen der Schulsozialarbeiterin schien in den SchülerInnen etwas zu bewirken. Das Vertrauen, das ihr entgegengebracht wurde, war deutlich spürbar, und ich wurde sofort neugierig aufgenommen. Auch schienen die SchülerInnen keine Hemmungen zu haben, selbst im Gang oder etwas abseits im Klassenzimmer von ihren Problemen zu erzählen. Meine Praktikumsanleiterin in ihrer Funktion als Schulsozialarbeiterin ist durchaus einbezogen in das Leben und die Probleme der SchülerInnen, der Beziehungsaufbau hat scheinbar reibungslos geklappt.

Am zweiten Tag durfte ich bei einem von der Schulsozialarbeit organisiertem Workshop dabei sein. Sie machten mit ihren Lehrern und zwei Sozialpädagogen einen Ausflug auf den Schlossberg, wo sie den ganzen Vormittag lang an einem Outdoor-Workshop zum Thema „Wir in Europa“ teilnahmen. Dieses Projekt war nicht etwa einfach organisiert worden, die Klasse hatte es sich selbst „verdient“, da zwei Schüler dieser Klasse den „Mini-Tischtennis-Wettbewerb“ an der Schule gewonnen hatten. (Ein ebenfalls von der Schulsozialarbeit organisierter sportlicher Bewerb, der an dieser Schule bereits fixer jährlicher Bestandteil ist).

Die Jugendlichen spielten soziale Spiele, machten Gruppenbewerbe zum Thema Europa und durften letztendlich sogar an die Slacklines. So spaßig das Ganze hätte sein können, es gab dennoch schwierige Situationen. Auseinandersetzungen zwischen den SchülerInnen, Überforderungen, Unkonzentriertheit und gruppendynamische Entwicklungen erschwerten den beiden Workshopleitern den Vormittag. Immer wieder wurde seitens der Schulsozialarbeiterin interveniert, ein ziemlich aggressiver Schüler ging mit ihr „spazieren“.

Auch ich hatte die Gelegenheit, mit zwei Burschen, die zuvor an einer gewalttätigen Auseinandersetzung beteiligt waren, zu sprechen. Wir waren etwas abseits vom Geschehen und ich übernahm ein wenig die Funktion des Puffers zwischen den Beiden. Für mich war es schon eine Herausforderung, die beiden Kontrahenten in ein ruhiges Gespräch zu verwickeln, denn immerhin standen da neben mir nicht zwei fünfjährige Hitzköpfe, sondern durchaus stattliche Burschen. Umso überraschter war ich, dass die beiden dennoch auf kindzentrierte Kommunikation und emphatisches Paraphrasieren reagierten. Bald war die aggressive Stimmung draußen und die Gespräche über Haustiere, Freunde und Zukunftsperspektiven wurden möglich und sogar angenehm. Ich denke, am meisten berührt hat mich der Moment, an dem bei einem der Schüler die ganze Coolness fiel und er von seinen Ängsten und Zweifeln erzählte. Die Eltern, die kaum Zeit für ihn haben, die Mutter, die beruflich in Österreich nicht dieselben Möglichkeiten hat, und die Frage, ob er es denn schaffe, jemals die Schule abzuschließen, um Automechaniker zu werden…. Vor mir stand nicht mehr ein Jugendlicher, ein sich prügelnder Rebell, sondern ein Kind, das Ängste und Sorgen hatte, und Unterstützung und Hilfe benötigte. Ziemlich harter Tobak, ich muss sagen, mich bewegt dieses Gespräch noch immer.

In Büro von Schulsozialarbeit bekam ich Einsicht in Workshops und Projekte, die die Schulsozialarbeiterin mit den Jugendlichen in diesem Schuljahr absolviert hatte. Themen wie Liebe und Sexualität, Mobbing, Zivilcourage, Kommunikation, Jugendschutz, gesundes Leben, Teambildung und Suchtprävention wurden aufgegriffen. Es gab Logo-Wettbewerbe, Vorträge eines Jugendrichters, Unterrichtskooperation mit einem Landwirt zum Thema „gesundes Leben“, das Mini-Tischtennis-Turnier sowie sportliche Freizeitangebote wie Boxen und Volleyball. In ihrer Funktion als Schulsozialarbeiterin machte Sandra Kreativangebote und steht nach wie vor in enger Zusammenarbeit mit einem Jugendzentrum, in dem es beispielsweise monatlich einen „Girls-Day“ gibt.

Es gäbe noch vieles zu berichten, und ich bin auch jetzt, beim Schreiben dieser Reflexion, noch immer beeindruckt vom Engagement und der Vielfaltseitigkeit der Schulsozialarbeiterin! Die Wichtigkeit von guter, kompetenter und engagierter Schulsozialarbeit wurde mir durch dieses Praktikum dementsprechend deutlich, und auch die Nachhaltigkeit dieser Arbeit wurde mir vor Augen geführt: Bei einem Gespräch mit einer jungen Frau, einre ehemaligen Schülerin, die bei einem Treffen mit der Schulsozialarbeiterin vom Absprung erzählte, den sie aus ihrer drogenbelasteten Familie geschafft hatte, und davon, dass es mitunter sehr schwierig sei, auf eigenen Füßen zu stehen. Ich hatte einmal mehr den Eindruck, dass hier großartige Arbeit geleistet wird.

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24
April
2013

Jung und gesund? feel-ok!

Neulich war ich bei einem Vernetzungstreffen bei Styria vitalis, um mehr über die  Gesundheits-Website www.feel-ok.at  zu erfahren. Die Seite ist sehr zu empfehlen!

Das internetbasierte Interventionsprogramm mit dem Namen www.feel-ok.at hat das Ziel, Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren gesundheitsbezogene Themen nahezubringen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Vorbeugung von risikoreichem Verhalten sowie von Suchtmittelkonsum gelegt, aber auch Themen wie Ernährung, Bewegung, Liebe und Sexualität,  Arbeit und Beruf werden auf der Internetseite behandelt. Um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen zu stärken, wird auch die Entwicklung eines angemessenen Selbstwertgefühls und Selbstvertrauens unterstützt.

Zielgruppe von www.feel-ok.at sind einerseits die Kinder und Jugendlichen selbst, die auf den Internetseiten surfen können. Zahlreiche interaktive Funktionen – wie z.B. Spiele – sollen sie dazu anregen, sich mit den Themen  Gesundheit und Wohlbefinden auseinanderzusetzen. Dabei werden auch bereits gemachte Konsumerfahrungen (z.B. Rauchen, Alkoholkonsum) und Verhalten (z.B. Stress, Bewegung) berücksichtigt, d.h. die Kinder und Jugendlichen erhalten an ihre aktuelles Verhalten angepasste Rückmeldungen und Tipps.

Die Internetseite www.feel-ok.at richtet sich aber auch an LehrerInnen und MultiplikatorInnen, die zum Thema Gesundheitskompetenz und Wohlbefinden arbeiten möchten. Zahlreiche didaktische Unterlagen (z.B. Arbeitsblätter) von Partnern aus dem Netzwerk von feel-ok stehen kostenlos zum Download und zur Verwendung im Unterricht zur Verfügung. Durch die Zusammenarbeit mit anerkannten Expertenorganisationen sind die Unterlagen zu den diversen Themen immer auf dem aktuellen Stand. Um die praktische Arbeit mit dem Programm zu erleichtern, gibt es für LehrerInnen und Multiplikatorinnen ein eigenes Handbuch zum Herunterladen und Ausdrucken. Außerdem bietet Styria vitalis als Koordinatorin des Programms den Schulen kostenlose Workshops über den Einsatz von feel-ok im Unterricht an.

Kontakt Steiermark

Styria vitalis, Marburger Kai 51, 8010 Graz
Petra Paulitsch MSc BSc, Tel.: 0316 | 82 20 94-50
feelok@styriavitalis.at, www.styriavitalis.at

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18
April
2013

Comenius Regio Graz – Berlin – Jugendschulsozialarbeit oder Bildungsauftrag?

ISOP Schulsozialarbeit hatte in den letzten bald zwei Jahren die Möglichkeit, an einem Comenius Regio-Austausch mit Berlin Schulsozialarbeit teilzunehmen. Es fanden Treffen in Graz und Berlin statt und SchulsozialarbeiterInnen konnten auch Hospitationen zu machen. Ich glaube, dass wir aus dem Austausch alle jede Menge gelernt haben, u.a. dass es auch unter Deutschsprachigen Sprachbarrieren geben kann ; )
Am Montag ist die Abschlusskonferenz in Graz, an der auch Herr Prof. Karsten Speck teilnimmt. Ich freue mich schon sehr!
Wer mehr über das Projekt wissen will: http://www.comenius-regio-job.eu
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12
März
2013

Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit an der NMS St.Andrä

In der NMS St Andrä hat es, mit einer Unterbrechung von etwa 1,5 Jahren, seit 1997 Schulsozialarbeit gegeben. Seit 2009 arbeiten die SchulsozialarbeiterInnen nach einem Konzept mit den Schwerpunkten Hilfe zur Selbsthilfe, Gewaltprävention und Genderthematik (es arbeiten immer ein Mann und eine Frau als SchulsozialarbeiterInnen in der Schule). Sie bieten drei Tage pro Woche Beratungen an.

Es freut mich daher besonders, dass Direktor Fritz Fink einen Beitrag für diesen Blog zur Verfügung gestellt hat, in dem er Schulsozialarbeit von seinem Standpunkt aus betrachtet.

BERICHT über die ZUSAMMENARBEIT
mit der SCHULSOZIALARBEIT an der NMS St.Andrä

Die SchulsozialarbeiterInnen an unserer Schule sind Frau Tanja Jotanović MA und Herr Robert Kern MA. Die SchulsozialarbeiterInnen sind Dienstag, Donnerstag und Freitag von 900 bis 1330 Uhr in unserer Schule. Jeden Dienstag und Donnerstag um 900 Uhr gibt es ein „Briefing“ mit der Direktion um Themen, Projekte, Arbeiten mit SchülerInnen abzustimmen.

Die Akzeptanz der SchulsozialarbeiterInnen bei SchülerInnen und Eltern ist sehr groß. Vor allem die SchülerInnen suchen das Gespräch mit den SozialarbeiterInnen, die sich dank ihrer jugendlichen Frische und Ungezwungenheit als ideale Helfer und Kontaktpersonen erweisen.
Die fachliche Kompetenz der Sozialarbeiterinnen und ihr Netzwerk sind hervorragend. Auch zur Leitung der Schulsozialarbeit Frau Mag. Sandra Jensen (ISOP) besteht guter Kontakt.

Wir, die LehrerInnen und Direktion sind mit der unterstützenden Arbeit der SozialarbeiterInnen sehr zufrieden. Wir haben eine wirklich gute Gesprächsbasis und versuchen uns gegenseitig zu ergänzen.

Die vielen Workshops die angeboten werden sehe ich als gute Prophylaxe um Konflikte und Streitereien unter den SchülerInnen zu vermeiden.

Hervorzuheben ist das „Buddy Projekt“, in dem SchülerInnen der 4. Klassen Schulanfänger zur Seite stehen und ihnen den Einstieg in die NMS St.Andrä erleichtern.
Auch das Theaterprojekt „Wege in die Schule“ ist ein wertvoller Beitrag zum gemeinsamen, wertschätzendem Schulleben. Interessant sind auch die Projekte „offener
Bücherschrank“ und „Wohlfühlecke“.

Das Stadschulamt hat den SchulsozialarbeiterInnen in unserem Haus ein sehr gemütliches Büro und Besprechungszimmer eingerichtet.

Wir sind froh, eine der Schulen zu sein, die auf die Unterstützung der SchulsozialarbeiterInnen zurückgreifen kann und möchten dieses Angebot nicht mehr missen.

Die Direktion
Fritz Fink

Neue Mittelschule
8020 Graz, Kernstockgasse 1

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28
Februar
2013

Kinderköpfe brauchen Bewegung

Heute darf ich an dieser Stelle wieder einen Gastbeitrag von Edith Walter posten. Ich freue mich, dass sie über ein Thema schreibt, das allen, die wie ich selbst Kinder haben oder die mit Kindern arbeiten, am Herzen liegen sollte.

Kinderköpfe brauchen Bewegung

Kinder bewegen sich gern, so heißt es allgemein und so erleben wir es auf jedem Spielplatz. Kinder bewegen sich zu wenig, schlagen Gesundheitsexperten seit Jahren Alarm. Wir wissen alle, dass es tatsächlich so ist, dass die meisten Kinder heute viel weniger herumtollen als früher. Wir kennen viele Gründe dafür und zumindest eine Auswirkung des Bewegungsmangels ist nicht zu übersehen: Übergewicht bei den Kleinen in der Volksschule oder sogar schon im Kindergarten. Der Babyspeck ist bekanntermaßen ungesund, aber es gibt noch andere Gründe dafür, warum Kinder viel mehr Bewegung brauchen.

Kindliche Gehirne sind naturgemäß noch nicht voll ausgereift. Viele Nervenzellen und Nervenverbindungen müssen in den Jahren nach der Geburt erst aufgebaut werden. Allerdings werden sie das nur, wenn sie auch tatsächlich gebraucht werden. Das Gehirn ist nämlich mit einem Muskel vergleichbar: Wird es nicht beansprucht, bleibt es auf dem erreichten Niveau stecken oder verkümmert sogar. Das heißt je aktiver der Körper ist, desto aktiver ist auch das Gehirn und das zeigt sich nicht nur auf Gebieten, die unmittelbar mit Bewegung zusammenhängen wie Gleichgewichtssinn, Koordinationsfähigkeit und Geschicklichkeit.

Mangelnde Bewegung lähmt nicht nur die Gehirnentwicklung, sondern auch die Aktivität des Gehirns insgesamt, was vermutlich daran liegt, dass  es weniger gut durchblutet und daher schlechter mit Sauerstoff versorgt wird. Körperlich gut ausgelastete Kinder können sich im Allgemeinen viel besser konzentrieren, sind ausgeglichener und auch viel neugieriger als ihre Altersgenossen, die am liebsten zu Hause herumsitzen und insgesamt eher lustlos wirken. Im Gegensatz zu Stubenhockern lassen sie sich von neuen Dingen viel leichter begeistern,  sie lernen lieber und haben in der Schule weniger Schwierigkeiten damit, sich den Lernstoff einzuprägen.  Auch ihre Neigung zu depressiven Verstimmungen oder gar Depressionen ist geringer.

Darüber hinaus trägt Bewegung zu einer Stärkung des Selbstvertrauens der Kinder bei, weil sie ihnen Erfolgserlebnisse und ein Gefühl von Selbständigkeit oder sogar Unabhängigkeit schenkt, wenn ein schwieriger Bewegungsablauf gelingt. Schaffen sie etwas nicht auf Anhieb, lernen sie mit der Frustration umzugehen und nicht gleich aufzugeben. Haben Kinder die Gelegenheit, sich gemeinsam mit anderen Kindern zu bewegen, werden dadurch zusätzlich soziale Kompetenzen wie zum Beispiel Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen oder Regelverständnis gefördert.

Das Resümee: Kinder brauchen Bewegung, um gut auf ihr Leben als Erwachsene vorbereitet zu sein. Eine Stunde pro Tag genügt schon.

Edith Walter
Juristin, Schriftstellerin und kritische Beobachterin

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18
Februar
2013

Schulsozialarbeit als Beitrag zur Chancengleichheit im Bildungssystem

Neulich war ein sehr interessanter Artikel in der Zeit, der sich mit Arbeiterkindern, Bildungssystem und Chancengleichheit beschäftigt. Laut Artikel schaffen es in Deutschland 24% der Nichtakademikerkinder an die Universität. In Schweden, wo es eine Gesamtschule gibt, schaffen es 66% der Nichtakademikerkinder.

Schulsozialarbeit bemüht sich, auch einen Beitrag zur Chancengleichheit im Bildungssystem zu leisten. Dazu das zweite Fallbeispiel unserer Serie.

Fallbeispiel des Schülers H

Eine Lehrerin kam ins Büro der Schulsozialarbeit und berichtete, dass der Schüler H. gerne Kin-dergartenpädagoge werden möchte. H. müsste dazu eine weiterführende Schule für Kindergartenpädagogik besuchen. Er ist sehr ehrgeizig und zielstrebig, verfügt über eine überaus hohe soziale Kompetenz und für die österreichischen Kindergärten wäre er, ohne zu übertreiben, eine immense Bereicherung. Dessen sind sich die Lehrerin und der Schulsozialarbeiter sicher. Um in diese Schule aufgenommen zu werden, müssen jedoch einige Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu gehört unter anderem das Beherrschen von Grundkenntnissen der Notenschrift, der Besitz einer Gitarre sowie die Fähigkeit der Wiedergabe zweier Lieder nach eigener Wahl.

Die Familie des Schülers H. kann sich keine Gitarre, geschweige denn Gitarrenunterricht leisten. Musik ist ein Luxusgut, das in dieser Familie kaum Thema ist. Kostenloser Gitarrenunterricht für sozial benachteiligte SchülerInnen wird in Graz nicht angeboten. Daraus folgt, dass H. von zu Hause keine Unterstützung erhalten kann. Ganz im Gegenteil muss der Schüler mit zusätzlichem Widerstand rechnen, weil  in seiner Familie jede Art von Bildung, die nicht in erster Linie die Qualifikationen am Arbeitsmarkt erhöht, als sinnloser Zeitverlust und somit Gefahr betrachtet wird. Nicht weil sie ihrem Sohn nicht wohlgesinnt ist, sondern weil diese Familie tagtäglich mit den Ängsten um die bloße Existenzsicherung konfrontiert ist. Dinge, die für andere oft selbstverständlich sind, müssen hier erst hart erkämpft werden. Es ist somit klar, dass in solchen Familien für Bildung weniger Zeit bleibt als in finanziell abgesicherten und privilegierten Familien.

Andere Wege mussten gefunden werden, um den Schüler H. zu unterstützen. Die Lehrerin und der Schulsozialarbeiter gingen daher gemeinsam ein paar Möglichkeiten durch. Schlussendlich kontaktierte der Schulsozialarbeiter ein Musikgeschäft in Graz und erklärte die Situation. Das Geschäft war äußerst entgegenkommend und sicherte zu, eine Gitarre für diesen Schüler zu spenden. Alle waren natürlich sehr froh darüber und auch der Direktor der Schule bedankte sich brieflich bei diesem Musikgeschäft. Ein Freund des Schulsozialarbeiters und ebenfalls Sozialarbeiter, der in einem Jugendzentrum in Graz tätig ist, erklärte sich bereit, dem Schüler ein paar Griffe auf der Gitarre beizubringen und ihn musikalisch für die Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Der Schüler kennt diesen Sozialarbeiter bereits aus dem Jugendzentrum, sie verstehen sich sehr gut und somit wurde auch das Problem der kostenlosen Gitarrenstunden gelöst.

Mittlerweile hat der  Schüler H. seine Gitarre erhalten und er ist fleißig am Üben. Es vergeht kaum ein Tag in der Schule, in dem er dem Schulsozialarbeiter seine Fortschritte nicht mitteilt. Er ist ein sehr ehrgeiziger Schüler und auch seine schulischen Leistungen sind weiterhin gut, was die LehrerInnen bestätigen. Mit der Aufnahmeprüfung hat er nun ein klares Ziel vor Augen, welches er zielstrebig in Angriff nimmt. Somit ist der Schulsozialarbeiter zuversichtlich, dass der Schüler diese Hürde überwinden wird.

Ein kurzes aber typisches Beispiel, in dem Schulsozialarbeit die bestehenden Ressourcen suchte und nutzte, um SchülerInnen aus sozial benachteiligten Verhältnissen zu unterstützen und für mehr Chancengleichheit zu sorgen. Je besser hier die Zusammenarbeit zwischen LehrerInnen, Schulleitung und Schulsozialarbeit funktioniert, desto leichter sind solche Erfolge zu erzielen.

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