Archiv des Autors: sjensen

31
Oktober
2013

Gesundheitsteam

In Schweden gibt es an jeder Schule, egal ob private oder öffentliche Schule, ein „school health team“. Das Gesundheitsteam besteht aus folgenden Professionen: Schulpsychologie, Schulsozialarbeit, SchulärztIn, Schulkrankenschwester/Schulkrankenpfleger und einE „SpezialpädagogIn“. Das Gesetz ordnet ausdrücklich an, dass alle SchülerInnen Zugang zu den jeweiligen Professionen in diesem HelferInnensystem haben sollen. Ebenso ist gesetzlich bestimmt, dass die Mitglieder des Gesundheitsteams sich regelmäßig treffen.

Diese sinnvolle Idee wollen wir nun auch in Österreich bestmöglich umsetzen. An vereinzelten Schulen finden solche Treffen der verschiedenen Professionen bereits regelmäßig statt. Das soll verstärkt und auf die anderen Schulen, an denen Schulsozialarbeit derzeit aktiv ist, ausgeweitet werden. Die Treffen organisiert jeweils die Schulsozialarbeit. Ziel ist es, dass das Gesundheitsteam, das sich aus Schulpsychologie, Schulärztlichem Dienst, Schulsozialarbeit und dem/der BeratungslehrerIn zusammensetzt, sich regelmäßig trifft.

Die Treffen des Gesundheitsteams sollen sich von anlassbezogenen HelferInnen-konferenzen dadurch unterscheiden, dass sie fallunspezifisch sind. Bestehende offene Fragen sollen in diesem Rahmen angesprochen und geklärt werden. Abläufe sollen optimiert und Bedarfsanalysen an Schulen erarbeitet werden. Bestehende Ressourcen unter den HelferInnensystemen sollen aufgezeigt und bestmöglich eingesetzt werden. Nur eine kontinuierliche Vernetzung und Zusammenarbeit des Gesundheitsteams ermöglicht ein bestmögliches Angebot für die SchülerInnen und Schulen.

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25
Oktober
2013

Neue Medien zum Nutzen der Kinder

Gestern (24.10) hat der österreichischen Präventionskongress zum Thema Cyber-Mobbing stattgefunden. Wie immer sehr empfehlenswert, vor allem der Vortrag über Medienhelde (das Buch ist bereits bestellt worden!!)! Aus diesem Anlass eine kurze Beschreibung unserer Arbeit mit neuen Medien:

Kinder und Jugendliche verbringen heute sehr viel Zeit vor dem Computer, insbesondere in sozialen Netzwerken. Daher ist es mittlerweile auch für die Arbeit der SchulsozialarbeiterInnen unerlässlich, in  diesen neuen Medien präsent zu sein und sie aktiv zu nutzen.

Eine eigene Facebook-Seite der ISOP-Schulsozialarbeit gehört daher an jeder Schule zum Standard. Durch die Präsenz auf Facebook ist es möglich, den Kontakt auch mit SchülerInnen zu halten, die – aus welchen Gründen auch immer – gerade nicht an der Schule anwesend sind. Beratungen erfolgen ausschließlich persönlich, allerdings können Termine über Facebook vereinbart werden. Vor allem für die Arbeit mit SchulschwänzerInnen hat sich diese Vorgangsweise als sehr zweckmäßig erwiesen.

Um den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten zu bieten, ihre Freizeit sinnvoll und mit der Peergroup zu verbringen, bieten die SchulsozialarbeiterInnen Freizeitaktivitäten an, die sie selbst leiten oder mit externen Anbietern organisieren. Die SchülerInnen dürfen nur daran teilnehmen, wenn sie ihre Verpflichtungen – nämlich am Unterricht teilzunehmen – an diesem Vormittag erfüllt haben.

Darüber hinaus informieren die SchulsozialarbeiterInnen auf Facebook über außerschulische Aktivitäten und Veranstaltungen, die für die Kinder und Jugendlichen von Interesse (und Nutzen) sind. Fast nebenbei bietet die Verwendung von Facebook in der Schulsozialarbeit auch die Chance, den SchülerInnen den sicheren Umgang mit sozialen Medien durch eigenes Handeln vorzuleben und dem weit verbreiteten Cybermobbing auf dieser Ebene entgegenzuwirken.

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18
Oktober
2013

Sozialdienst ≠ Sozialarbeit

Immer wieder hört man, dass Jugendliche, die zum ersten Male eine weniger schwerwiegende Straftat wie Sachbeschädigung (Graffiti, Vandalismus) begangen haben, vom Gericht zu keiner Strafe verurteilt werden, sondern „Sozialarbeit“ leisten müssen. Wenn ich das höre/lese frage ich mich immer wieder wozu ich jahrelang studiert habe um als Sozialarbeiterin arbeiten zu dürfen – hätte ich nur ein Paar Fenster kaputt gemacht, würde ich in kürzester Zeit Sozialarbeit machen dürfen… Oder? Genau! Es wird viel zu oft das falsche Wort verwendet!! Was die Jugendlichen leisten ist gemeinnützige Arbeit, die der Einfachheit halber in der Umgangssprache meistens SOZIALDIENST genannt wird. Mit Sozialarbeit hat der Sozialdienst nichts tun!! Vielmehr ist Sozialarbeit die Bezeichnung für die Tätigkeit einer ganzen Berufsgruppe, die in zahlreichen und sehr vielfältigen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens aktiv ist und für ihre Arbeit (manchmal eher schlecht) bezahlt wird.

Mehr Informationen zum Thema „Gemeinnützige Arbeit statt Strafe“:
http://www.neustart.at/at/de/unsere_angebote/gemeinnuetzige_arbeit.php

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11
Oktober
2013

Übung der Woche

Eine Arbeitsgruppe von ISOP Schulsozialarbeit entwickelte das Konzept für die Umsetzung des Projektes „Übung der Woche“. Grundsätzliches Ziel und Idee dahinter war es, einige im Sozialen Lernen bewährten Übungen zusammenzufassen und auch für die LehrerInnen an den Schulen leicht zugänglich zu machen.

Dazu sammelten wir zunächst unsere beliebtesten Übungen. Zwar sind die Ansätze der Übungen oft unterschiedlich, gemeinsam haben sie jedoch alle, dass sie sich zum einen bei der Umsetzung bereits sehr bewährt haben und dass sie ohne große Vorbereitung oder viel Aufwand umgesetzt werden können.

Die gesammelten Übungen wurden zunächst den jeweiligen Schulleitungen präsentiert und die Idee dahinter vorgestellt. Nach dem Ja der Schulleitungen zur Umsetzung des Projektes wurde ein geeigneter Platz im Konferenzzimmer gesucht, wo die Übungen abgelegt werden konnten. Der Ort sollte für alle LehrerInnen leicht zugänglich und gut sichtbar sein. Weiter unten ist ein Beispiel aus einer Schule zu sehen.

Die „Übung der Woche“ befindet sich in einer Klarsichtfolie, im Idealfall in der Nähe des Kopierers. Die LehrerInnen können nun Übungen für Soziales Lernen herausnehmen und wenn es gerade in den Schulalltag passt, sofort umsetzen. Sofern Arbeitsblätter für die Durchführung der jeweiligen Übung benötigt werden, sind diese ebenfalls in der Klarsichtfolie zu finden und brauchen nur noch für die SchülerInnen kopiert zu werden. In einem Ordner neben der Klarsichtfolie werden die alten Übungen gesammelt, sodass sie auch zu einem späteren Zeitpunkt wieder schnell griffbereit und umsetzbar sind.

Die LehrerInnen wurden über das Projekt teilweise von den Schulleitungen, teilweise von uns mit einem Brief informiert. Von vielen LehrerInnen haben wir bereits sehr positive Rückmeldungen bzgl. des Projektes erhalten.

Robert Kern, BA MA
ISOP Schulsozialarbeiter an der NMS St. Andrä und der NMS Albert Schweitzer in Graz
robert.kern@isop.at

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4
Oktober
2013

„Wissen ist Macht“ – kurz: KIPP

Ein Gastbeitrag von Edith Walter

Die Bildungsmisere in den USA ist der ganzen Welt bekannt, auch dass es an amerikanischen Schulen immer wieder zu Gewalttaten kommt. Wenige wissen jedoch, dass es verschiedenste, vor allem private Initiativen gibt, um die Situation an den Schulen zu verbessern und insbesondere die Chancen sozial schwacher Kinder zu erhöhen. Eine der erfolgreichsten Initiativen dieser Art ist das „Knowledge Is Power Program” (kurz: KIPP),  das mittlerweile an zahlreichen Schulen in mehreren Bundesstaaten der USA durchgeführt wird wie nur z.B. in der New Yorker Bronx.

Den Ausgang nahm KIPP 1994 in San Francisco. Zwei engagierte LehrerInnen wollten beweisen, dass Kinder aus gesellschaftlich benachteiligten Familien ohne Weiteres mit ihren besser gestellten AlterskollegInnen mithalten konnten, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Dabei gingen sie von Forschungsergebnissen aus, die besagten, dass Selbstdisziplin wichtiger für den Schulerfolg war als Intelligenz. Außerdem lieferten sie ihren Schülern ein klares Ziel, auf das sie hinarbeiteten: das College. Seit Gründung der KIPP-Schulen schneiden ihre Schüler bei den gängigen Tests in Mathematik und Englisch durchwegs besser ab als gleichaltrige Schüler in anderen Highschools und 80% der Schüler besuchen später ein College.

Das Geheimnis hinter dem KIPP-Effekt ist ein durchwegs strenges Regime, in dem jede kleinste Regelverletzung geahndet wird, und vorteilhaftere Lernbedingungen als an anderen Schulen. So werden die Schüler in kleineren Klassen und von erfahrenen Lehrern unterrichtet, die sie intensiv betreuen und motivieren. Wenn Lehrer, die in sie gesetzten hohen Erwartungen nicht erfüllen, können sie schnell entlassen und ersetzt werden. Dazu kommen lange Schultage von etwa 7:00 bis 17:00 Uhr, wobei die letzten beiden Stunden für Nachhilfe und gemeinsame Schulprojekte vorgesehen sind, sowie Unterricht am Samstag von 9:00 bis 15:00 Uhr. Für Hausaufgaben sind jeweils mindestens zwei Stunden nach dem Unterricht eingeplant. In den Ferien nehmen die SchülerInnen an Förderprogrammen teil. Zum regulären Schulalltag gehören auch Talentstunden, die dazu dienen, die besonderen Talente jedes einzelnen Schülers zu entdecken und zu fördern,  Kurse in sozialer Kompetenz und in freier Denkkompetenz, eine verpflichtende Stunde  pro Woche mit Orchesterprobe sowie verschiedenste Projekte.

Mittlerweile gibt es in den USA 141 KIPP-Schulen, an denen mehr als 50.000 Schüler eine Ausbildung  erhalten. Es handelt sich um private Schulen mit Öffentlichkeitsrecht, die vor allem in Stadtbezirken mit hohem Anteil an sozial schwachen, also überwiegend hispanischen und afro-amerikanischen Familien, angesiedelt sind, zB in the Bronx. Finanziert werden die Schulen mit privaten Spendengeldern, die von der im Jahr 2000 gegründeten KIPP Foundation verwaltet werden. Die Ausbildung an den KIPP-Schulen ist für die SchülerInnen gratis und so gut, dass Schulplätze in der Regel heiß umkämpft sind.

Edith Walter
Juristin, Schriftstellerin und kritische Beobachterin

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27
September
2013

Forumtheater: „Warum immer ich?“

Ein Gastbeitrag von Robert Kern, MA,
ISOP Schulsozialarbeiter an der NMS St. Andrä in Graz

Folgender Beitrag soll einen kleinen Einblick in die Welt des Forumtheaters im Kontext Schule und Schulsozialarbeit geben. Zunächst möchte ich die Methode beschreiben, danach auf spezifische Merkmale dieses Projekts im Kontext von Schulsozialarbeit eingehen und zum Schluss einen kleinen Ausblick wagen.

Forumtheater und Theater der Unterdrückten (TdU)

Als Vater des Forumtheaters gilt der Brasilianer Augusto Boal. Das Forumtheater ist vermutlich die bekannteste Methode in Boals Methodenreihe, jedoch nicht die einzige.  All diese von ihm entwickelten Methoden werden unter dem Überbegriff „Theater der Unterdrückten“ (TdU) zusammengefasst.

Das Theater der Unterdrückten entwickelte sich zunächst in Zeiten der Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985). Den pädagogischen Hintergrund liefert die Pädagogik der Unterdrückten nach Paulo Freire. Wesentlicher Grundsatz in Boals Methoden ist die Stärkung und Aktivierung aller Beteiligten, auch der ZuschauerInnen eines Forumtheaterstücks. Im Forumtheater bleiben Letzere nämlich nicht nur in der Rolle des passiven Publikums, sondern sie können ihre Gedanken und Ideen in die jeweiligen Szenen und Handlungen einbringen und diese dadurch spielerisch verändern. Dieser Grundsatz soll am Beispiel Forumtheater gezeigt werden.

In einem Forumtheaterstück werden gemeinsam Szenen zu einem sozialen oder politischen Problem entwickelt. Nachdem die ZuschauerInnen die Szene(n) gesehen haben, werden sie gefragt, ob sie mit der Szene so zufrieden sind oder ob sie etwas verändern möchten. Die Szene(n) werden nun noch einmal gespielt und die ZuschauerInnen haben nun die Möglichkeit, „Stopp!“ zu rufen und die Szene sozusagen einfrieren zu lassen. Eine Person aus dem Publikum kann nun in eine der dargestellten Rollen schlüpfen und in die Szene einsteigen. Die Person kann diese Szene durch eine eigene Handlungsidee zwar verändern, die übrigen SchauspielerInnen bleiben jedoch in ihren Rollen (und Verhaltensmustern). Dadurch verspürt die Person aus dem Publikum beim Versuch, die Situation zu verändern, denselben Widerstand wie im realen Leben. In diesem Moment eröffnet sich eine komplett neue Ebene der Reflexion und Erprobung eigenen Handelns und darin liegt m.E. eine große Stärke dieser Methode.

„Warum immer ich?“: Forumtheater an der NMS St. Andrä

Warum immer ich?Im Sommersemester 2013 wurde an der NMS St. Andrä aus den von den Jugendlichen beschriebenen alltäglichen Konfliktsituationen das Forumtheaterstück „Warum immer ich?“ entwickelt. Schulsozialarbeit vernetzte sich dabei mit InterACT, einem sehr kreativen und professionellen Verein für Theater und  Soziokultur in Graz. InterACT verfügt über große Erfahrung mit den Methoden des Theaters der Unterdrückten und setzt sich für eine Kultur des Dialogs, des Empowerments und der Partizipation der Beteiligten ein.

Im Februar dieses Jahres organisierten wir an der NMS St. Andrä einen Theaterworkshop für alle dritten Klassen sowie für die KlassensprecherInnen, in dem die Jugendlichen einen ersten Einblick in die Welt des (Forum)Theaters bekommen sollten. Nach den Workshops konnten sich die interessierten Jugendlichen für die Theatergruppe bewerben. Der Andrang war groß. Es meldeten sich mehr Jugendliche für die Theatergruppe als wir Ressourcen hatten.

Mit der Theatergruppe vereinbarten wir zehn Probeeinheiten, die von Martin Vieregg von InterACT angeleitet wurden. Für die Proben benutzten wir den Medienraum in der NMS St. Andrä. Dieser Prozess, von der Gruppenfindung bis hin zu den Aufführungen des gemeinsam entwickelten Theaterprojektes, wurde zu einer großen Herausforderung für alle Beteiligten. Es war für die Jugendlichen eine vollkommen neue Methode, die von ihnen neben reflektierter Offenheit auch Disziplin verlangte.

Auszeichnung BMUKKSchlussendlich entstand ein tolles Forumtheaterstück, das auch vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur ausgezeichnet wurde. Es gab fünf Aufführungen sowie eine Generalprobe vor Publikum. Die letzte Aufführung fand im Veranstaltungsraum von ISOP vor etwa 70 Personen statt. Es war ein wunderschöner und auch lustiger Abend, an dem ein buntes Spektrum an ZuschauerInnen gemeinsam mit den Jugendlichen die Szenen diskutierte und neue Handlungsmöglichkeiten erprobte.

Für mich als Schulsozialarbeiter war der gesamte Entstehungsprozess dieses Forumtheaterstücks gleichermaßen herausfordernd, beeindruckend, anstrengend und wunderschön.  In vielerlei Hinsicht. Das alles ausführlich zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Insbesondere beeindruckte mich das Potenzial dieser Methode auf der Ebene der Reflexion der beteiligten SchauspielerInnen. Aber auch das Erlernen dieser kreativen Methode ist für den Arbeitsalltag als Schulsozialarbeiter ungemein bereichernd. Nicht zu vergessen die wohltuende Unterstützung, die ich und das gesamte Projekt insbesondere von ISOP genossen, sodass es trotz der geringen Ressourcen so toll umgesetzt werden konnte. Das war schlichtweg wunderschön.

Ausblick

Forumtheater aber auch andere theaterpädagogische Methoden werden in der Schulsozialarbeit österreichweit und international bereits angewendet. Was in Österreich jedoch fehlt, sind Vernetzung sowie Erfahrungsaustausch und gegenseitiges Coaching – kurz: ein Netzwerk, in dem TdU im Kontext von Schulsozialarbeit wachsen kann. Persönlich träume ich von einer Schulsozialarbeits- TdU-Gruppe, in der sich SchulsozialarbeiterInnen aus allen Bundesländern regelmäßig vernetzen. Eine solche Gruppe soll natürlich auch im regelmäßigen Austausch mit lokalen TdU-Gruppen stehen, um sich  gegenseitig zu unterstützen und um voneinander zu lernen.

Um theaterpädagogische Elemente im Kontext Schule umzusetzen, verfügt Schulsozialarbeit bereits heute über äußerst wichtiges und großes Wissen. Damit zum Bespiel Forumtheater im Kontext Schule nachhaltig umgesetzt werden kann, braucht es schließlich mehr als nur schauspielerische Werkzeuge. Daneben sind vor allem auch eine Beziehung und ein Vertrauensverhältnis zu den Jugendlichen, Koordination und Kommunikation mit Schule, Schulleitung, Eltern und natürlich mit den SchülerInnen selbst nötig. Weiters braucht es m.E. den Raum für niederschwellige psychosoziale Begleitung.

Der Ort Schule bietet einen großen Vorteil, weil dort auch Kinder und Jugendliche mit Theater in Kontakt kommen können, die nicht über das soziale, ökonomische oder kulturelle Kapital verfügen, um die derzeitigen Angebote einer Stadt wahrzunehmen. So wichtig diese Angebote sind, sie sprechen derzeit nur eine bestimmte, zumeist privilegierte Gruppe an und Personen aus sozioökonomisch benachteiligten Familienverhältnissen werden strukturell ausgeschlossen. Punkt.

Selbstverständlich muss im Alltag von Schulsozialarbeit nicht immer gleich ein  komplettes Forumtheaterprojekt umgesetzt werden. Der Aufwand ist hoch und es ist die Unterstützung von vielen Seiten erforderlich. Abseits eines Theaterprojekts können Methoden des Forumtheaters auch in der sozialarbeiterischen Tätigkeit mit Gruppen eingesetzt werden. So verwende ich laufend Übungen und Methoden aus dem Repertoire des Theater der Unterdrückten. Viele dieser Übungen benötigen keine große oder komplexe Vorbereitung, sondern vielmehr den Raum und das Vertrauen, in die Welt des Theaters einzutauchen und das Theater als Proberaum für das Leben wahrzunehmen. Schulsozialarbeit sollte sich über das eigene Potenzial bewusst werden und selbstbewusst in die Welt des Theaters eintauchen.

“I think that everyone can do theatre – even actors.
And theatre can be done everywhere, even inside
theatres.“ (Augusto Boal)

 

Links

Infovideo zum Forumtheater „Warum immer ich?“:
http://www.youtube.com/watch?v=y0qEAlKgUAw

Fotos einer Schulaufführung von „Warum immer ich?“:
http://www.interact-online.org/Aktuell/transition-st-andrae-fotos.html

 

Empfohlene Literatur

Boal, Augusto (1989): Theater der Unterdrückten. Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler. Frankfurt: Suhrkamp Verlag.

Weirather, Carina (2008): Forumtheater zur Gewaltprävention. Evaluation des Forumtheaters der Wilden Bühne e.V., Saarbrücken: VDM Verlag.

Fritz, Birgit (2011): InExActArt. Ein Handbuch zur Praxis des Theaters der Unterdrückten. Stuttgart: ibidem-Verlag.

 

Fortbildung

Sehr zu empfehlender Lehrgang in Wien – Theater nach Augusto Boal:
http://www.vhs.at/1959.html

 

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20
September
2013

Buchtipp: „Überflieger“ von M. Gladwell

Ein Gastbeitrag von Edith Walter

Wer möchte nicht gern das Geheimnis des Erfolgs kennen? Doch im Grunde wissen wir ohnehin alle, was es braucht, um im Leben etwas zu erreichen, nämlich ein besonderes Talent, dazu viel Fleiß und Ausdauer sowie ein wenig Glück. Ist es wirklich so einfach oder gibt es weitere Faktoren, die eine Rolle spielen? Der kanadische Bestseller-Autor Malcolm Gladwell erklärt in seinem Buch „Überflieger“, „warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht“.

Begabung ist eine wichtige Voraussetzung für Erfolg, allerdings keine Garantie. „Ohne Fleiß, kein Preis“ sagt das Sprichwort und Malcolm Gladwell beweist anhand zahlreicher Beispiele, dass es stimmt. Egal wie talentiert oder intelligent jemand ist, er oder sie muss lange und hart für den Erfolg arbeiten, nämlich insgesamt etwa 10.000 Stunden. Auch der Einfluss von Umfeld und kulturellem Erbe auf den Erfolg eines Menschen dürfen keineswegs unterschätzt werden. So kann der scheinbar belanglose Unterschied, ob in einer Region über Generationen Reis oder Weizen angebaut wurde, in bestimmten Bereichen erfolgsunterstützend oder erfolgshemmend wirken.

Was dann noch fehlt ist Glück – und Malcolm Gladwell zeigt in seinem Buch sehr anschaulich, dass es eine gehörige Portion davon braucht, um erfolgreich zu sein! Es ist kaum zu glauben, doch kann zum Beispiel der Geburtstag eines Kindes wichtig für den späteren Erfolg sein. Ein Blick auf die Spielerliste der kanadischen Eishockeyliga des Jahres 2007 genügt, um zu erkennen, dass für Spitzenspieler Januar, Februar und März offenbar günstige Monate sind, um geboren zu werden. Historisch gesehen waren die Geburtsjahre zwischen 1831 und 1840 von Vorteil, um in den USA zu den reichsten Menschen aller Zeiten und der ganzen Welt aufzusteigen.

Beinahe zwangsläufig konzentriert sich Malcolm Gladwell bei seiner populärwissenschaftlichen Analyse auf die demokratischen und kapitalistisch orientierten Gesellschaften, also die USA, Europa und zum Teil Asien. Die Erkenntnisse sind außerdem nicht neu, sondern wiederholen und untermauern mit Fakten, was wir alle unbewusst ohnehin schon längst wissen oder zumindest ahnen: Echte Chancengleichheit gibt es nicht. Malcolm Gladwell zeigt aber auch, dass es durchaus möglich und sinnvoll ist, erkannte Benachteiligungen auszugleichen, wie es in den beschriebenen KIPP-Academies in den USA seit den Neunzigerjahren versucht wird.

Alles in allem ist Malcolm Gladwells „Überflieger“ ein ebenso unterhaltsames wie informatives Buch, das sehr interessante und zum Teil auch entlarvende Fakten zum Thema Erfolg zusammenfasst. Vor allem räumt es mit dem verbreiteten Mythos auf, dass jeder Mensch alles erreichen kann, was er will, wenn er sich nur genügend anstrengt. Es lohnt sich, darüber nachzudenken.

Edith Walter
Juristin, Schriftstellerin und kritische Beobachterin

Malcolm Gladwell
Überflieger
Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht

Campus Verlag, GmbH – Frankfurt am Main/New York 2009
272 Seiten
ISBN-10: 3593388383
ISBN-13: 9783593388380

 

Überflieger

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13
September
2013

Schulbeginn!

Ein neues Schuljahr hat angefangen! Wir SchulsozialarbeiterInnen konnten uns im Sommer gut erholen (obwohl ein paar von uns zeitweise damit beschäftigt waren, Konzepte zu schreiben, tolle Übungen zu sammeln oder andere Vorbereitungen zu machen) und starten nun mit voller Energie. Die letzte Sommerferienwoche nutzen wir immer für Fortbildungen und Austausch. Dieses Mal fand auch ein Austausch (u.a. über die Angebote) mit den SchulsozialarbeiterInnen von Caritas und Avalon statt – irgendwie irre, wenn ich mir überlege, dass wir im September 2009 zu fünft waren und bei Treffen am 5. September waren wir weit über 20 Personen (und dabei waren nicht einmal alle anwesend)! Definitiv eine Entwicklung nach meinem Geschmack ; )

Wie wir wissen ist jede Schule anders. Ausschlaggebend dafür ist nicht nur, ob die Schule in einer Großstadt oder am Land ist, sondern auch innerhalb eines kleineren Ortes können die Schulen sich sehr unterscheiden, was die Schwerpunkte und Bedarfe betrifft. Flexibilität ist daher sehr gefragt! Ich weiß, dass „meine“ SchulsozialarbeiterInnen hervorragende Arbeit machen und  trotzdem hat mich der Vielfalt der Angebote beeindruckt. Flexibilität ist etwas, was definitiv gelebt wird, was für die Qualität der Arbeit essentiell ist!

Ich bin mal gespannt, wie sich dieses Schuljahr entwickelt!

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11
Juli
2013

Sommerpause

Der Sommer ist da, das Schuljahr ist zu Ende und die Schulsozialarbeit verabschiedet sich in die wohlverdienten Ferien. Für unseren Blog heißt das: SOMMERPAUSE!

Im September werden wir uns in neuer Frische und mit zahlreichen interessanten Themen wieder zu Wort melden. Bis dahin wünschen wir allen einen angenehmen Sommer.

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5
Juni
2013

Buchtipp: Gewalt zum Thema machen

Unter dem Titel „Gewalt zum Thema machen. Gewaltprävention mit Kindern und Jugendlichen“ haben Heinz Ulrich Brinkmann, Siegfried Frech und Ralf-Erik Posselt ein Buch herausgegeben, das sich mit Fragen von Jugendgewalt auseinandersetzt.

Im ersten Teil werden der Gewaltbegriff analysiert und die Ergebniss diverser Studien zur Gewalt und Gewaltdelinquenz von Kindern, Jungendlichen und jungen Erwachsenen dargestellt. Im zweiten Teil geht es um ausgewählte Handlungsfelder und die pädagogische Praxis im Bereich (Jugend-)Gewalt wie z.B. Amokläufe in Schulen, Cybermobbing oder Computerspiele. Der dritte und letzte Teil der Publikation ist schließlich erprobten Seminarmodellen und Tainings gewidnet. Im Anhang sind zahlreiche Arbeitsmaterialien abgedruckt.

Brinkmann, Heinz Ulrich; Frech, Siegfried, Posselt, Ralf-Erik (Hrsg.): Gewalt zum Thema machen. Gewaltprävention mit Kindern und Jugendlichen, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2011

Das Buch ist direkt bei der Bundeszentrale für politische Bildung (Shop) gegen eine Bereitstellungspauschale von 3 Euro (zuzüglich Versandkosten) erhältlich.

Nähere Informationen auf:
www.bpb.de/shop/lernen/themen-und-materialien/37140/gewalt-zum-thema-machen

 

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