Archiv des Autors: sjensen

18
März
2014

Gesundheitsteam neu erarbeitet!

Unsere Bildungsreise nach Schweden ist bereits lange her. Umso erfreulicher ist es, dass die Nachwirkungen weiterhin spührbar sind! In den meisten unserer Schulen ist bereits ein Gesundheitsteam installiert. Gemeinsam mit den LeiterInnen der anderen HelferInnensysteme haben wir die Beschreibung des Gesundheitsteams überarbeitet. Über Nachahmung würden wir uns freuen ; )

Gesundheitsteam

Präambel
Die „gesunde Schule“ ist zum beliebten Schlagwort geworden und tatsächlich ist ein gesundes Klima in der Schule für viele ein wichtiges Anliegen. Derzeit ist es jedoch so, dass die verschiedenen Berufsgruppen, die im System Schule arbeiten, im Alltag selten die Gelegenheit haben, sich miteinander auszutauschen. Abgesehen von schwerwiegenden Anlassfällen, welche die Einberufung von HelferInnen-Konferenzen notwendig machen, existieren die Schule selbst und die verschiedenen Arten schulischer Hilfsangebote mehr oder weniger nebeneinander, obwohl eine koordinierte Zusammenarbeit insbesondere im präventiven Bereich viel bewirken könnte.
Das Gesundheitsteam bietet einen geeigneten Rahmen, um gemeinsam Verantwortung wahrzunehmen und so den Lebensraum Schule zum Nutzen aller positiv zu beeinflussen. Es handelt sich dabei um ein allgemeines, d.h. ausdrücklich nicht fallbezogenes präventives Instrument, dem ein ganzheitlicher systemischer Ansatz zugrunde liegt. Ziel ist es, nicht einfach nur auf bereits entstandene Probleme zu reagieren – also „Feuerwehr“ zu spielen –, sondern präventive Strategien zu entwickeln und mögliche Brennpunkte erst gar nicht entstehen zu lassen – also „Brandschutz“ zu betreiben. Im Gesundheitsteam können die Mitglieder der verschiedenen HelferInnensysteme ihre jeweiligen Informationen austauschen und zu einem Gesamtbild der Schule zusammenführen. Im ExpertInnenkreis können für die konkrete Schule sinnvolle Präventivmaßnahmen entwickelt und Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung diskutiert werden. Dadurch, dass alle an einem Strang ziehen, sind die gesetzten Schritte in der Regel effektiver und bei besserer Nutzung vorhandener Ressourcen der einzelnen HelferInnensysteme auch effizienter.
Sowohl DirektorInnen, LehrerInnen als auch SchülerInnen profitieren von gezielten Präventionsmaßnahmen in der Schule, da Vorsorge besser ist als heilen. Präventionsmaßnahmen steigern die Motivation und Zufriedenheit, verbessern das Wohlbefinden am Arbeitsplatz und erhöhen die Leistungsfähigkeit. Viel Leid kann erspart und das Burn-out-Risiko reduziert werden.

Beispiel Schweden
In Schweden sollen die Schulen dafür sorgen, dass die SchülerInnen ein gutes Umfeld für die Erweiterung ihrer Kenntnisse und für die individuelle Entwicklung haben. Laut Schulgesetz sollen alle SchülerInnen Zugang zu Personen mit medizinischen, psychologischen und psychosozialen Kompetenzen sowie SonderpädagogInnen haben. Zusätzlich gibt es an jeder Schule, egal ob privat oder öffentlich, ein „school health team“. Die Aufgabe des Gesundheitsteams sollen in erster Linie Gesundheitsförderung und -prävention sein, wobei der Fokus auf der SchülerInnengesundheit liegt, für die in der Schule alle mitverantwortlich sind. Ziel der SchülerInnengesundheitsförderung ist es, die persönliche Entwicklung zu fördern bzw. Lernbarrieren zu beseitigen, um den SchülerInnen das Erreichen der Lernziele zu ermöglichen. Das Gesundheitsteam kann dazu beitragen, ein Umfeld zu schaffen, welches das Lernen, die Entwicklung und die Gesundheit der SchülerInnen begünstigt.
Das Gesundheitsteam setzt sich aus folgenden Professionen zusammen: Direktion, Schulpsychologie, Schulsozialarbeit, SchulärztIn, Schulkrankenschwester und eine „Spezial-pädagogIn“. Das Gesetz ordnet ausdrücklich an, dass alle SchülerInnen Zugang zu den jeweiligen Professionen in diesem HelferInnensystem haben sollen. Ebenso ist gesetzlich vorgesehen, dass die Mitglieder des Gesundheitsteams sich regelmäßig treffen.

Zielsetzung
Ziel des Gesundheitsteams ist die Unterstützung der Schule durch fachspezifisches Know-how und Hilfe bei der praktischen Umsetzung. Um einen gesunden Arbeitsplatz für SchülerInnen zu schaffen, wird das Klima an der Schule so gefördert, dass die SchülerInnen sich wohl fühlen und entfalten können, was positive Auswirkungen auf das Lernen hat. Durch regelmäßige Treffen des Gesundheitsteams soll interdisziplinäre Zusammenarbeit von Schule und HelferInnensystem nachhaltig sichergestellt werden.

Zusammensetzung
Abhängig von Schultyp und verfügbaren Professionen besteht das Gesundheitsteam aus Vertretern von z.B.: Direktion, Schulsozialarbeit, BeratungslehrerInnen, Schulärztlichem Dienst, Schulpsychologie.
Je nach Schultyp und an der Schule aktuellen Themen kann es sinnvoll sein, zusätzlich weitere HelferInnen beizuziehen, wie z.B.: Jugendcoaching, SchulzahnärztInnen, SchülerInnenberaterInnen, etc.

Umsetzung

Zeitlicher Rahmen
Empfohlen werden Treffen 2x/Jahr in der Dauer von bis zu zwei Stunden. Bei Bedarf oder größeren zeitlichen Ressourcen der Mitglieder können die Treffen auch öfter stattfinden.

Ablauf
Das erste Treffen des Gesundheitsteams wird in der Regel von der Direktion bzw. an Schulen, an denen Schulsozialarbeit tätig ist, vom/von der SchulsozialarbeiterIn initiiert. Die Einladungen zu den Folgetreffen erfolgen im Allgemeinen ebenfalls durch Direktion oder Schulsozialarbeit, allerdings kann etwas Anderes vereinbart werden. In jedem Fall ist es notwendig, den Verantwortlichen für die Einladungen im Gesundheitsteam eindeutig festzulegen. Bei Moderation und Protokollführung wechseln sich die einzelnen Mitglieder ab.

Inhalt
Die Treffen des Gesundheitsteams sollen sich von anlassbezogenen HelferInnen-Konferenzen dadurch unterscheiden, dass sie ausdrücklich fallunspezifisch sind und daher nur allgemeine schul- bzw. tätigkeitsbezogene Informationen ausgetauscht werden, die nicht der Schweigepflicht unterliegen. Fallbesprechungen bleiben den HelferInnen-Konferenzen bzw. eigenen Terminen außerhalb des Gesundheitsteams vorbehalten!
Beim ersten Treffen werden die Zuständigkeiten der einzelnen Mitglieder im Gesundheitsteam vorgestellt und besprochen sowie geklärt, wie eine gute Kooperation erreicht werden und in der Zukunft aussehen kann bzw. soll.
Das Gesundheitsteam bietet den organisatorischen Rahmen, um bestehende offene Fragen anzusprechen und zu klären. Insbesondere können Abläufe optimiert und Bedarfsanalysen an Schulen erarbeitet werden. Die bestehenden HelferInnensysteme können dabei über bestehende Angebote informieren sowie erkannten Handlungsbedarf bzw. erste Hinweise auf ungünstige Entwicklungen an der Schule ansprechen, die im Rahmen des Gesundheitsteams erörtert werden können, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Außerdem können vorhandene Ressourcen aufgezeigt und dadurch bestmöglich eingesetzt werden. Durch die kontinuierliche Vernetzung und Zusammenarbeit des Gesundheitsteams kann das Angebot für SchülerInnen und Schulen verbessert werden.
Eventuell können Tagesordnungspunkte vorweg eingeholt werden.

Beispiele für Themen, die im Gesundheitsteam diskutiert werden:

Gesundheitsförderung und Schulklima mit dem Fokus auf SchülerInnengesundheit um ein Umfeld zu schaffen, welches das Lernen, die Entwicklung und die Gesundheit der SchülerInnen begünstigt, wie zum Beispiel: Ernährung, Koordination präventiver Maßnahmen gegen Gewalt- und Suchtmittelmißbrauch, Sexualpädagogik, Internetsicherheit, Umgang mit Medien usw.

Gemeinsame Haltung und Vorgehensweisen

Umgangsformen bzw. Sicherung von respektvollem Umgang miteinander – SchülerInnen/LehrerInnen/Eltern

Pausengestaltung bzw. Wohlfühlecke für SchülerInnen

Zusammenarbeit mit Eltern

Ruhe- und Bewegungsräume für SchülerInnen und LehrerInnen

Graz, Januar 2014
Mag.a Sandra Jensen, Leiterin ISOP Schulsozialarbeit
Dipl.Päd. Klaus Ackerl, Leiter BeratungslehrerInnen
Dr.in Elke Tholen, Leiterin Schulpsychologische Beratungsstelle Graz
Dr. Werner Sauseng, Leiter Ärztlicher Dienst

Bei weiteren Fragen steht Ihnen Mag.a Sandra Jensen ISOP Schulsozialarbeit gerne zur Verfügung:
sandra.jensen@isop.at oder 0699 14 60 00 06

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24
Februar
2014

Schule ohne Noten!?

Gastbeitrag von Martina Panse

Die Leistungsbeurteilung vereint in sich die Funktion der Beschreibung und der Bewertung. Während erstere lernfördernd wirkt, indem der individuelle Stand der Leistung und Verbesserungsmöglichkeiten dargelegt werden, dient die Bewertung der Selektion und Disziplinierung. Da Schulnoten die zweite Komponente betonen, ist dies oft der Anstoß der Debatte. Denn sie können ihre Aufgabe aufgrund mangelnder Aussagekraft, Vergleichbarkeit und Objektivität nicht angemessen erfüllen.
BefürworterInnen der traditionellen Notenvergabe würden dem natürlich widersprechen. Sie verteidigen das Ziffernsystem auch häufig mit dem Argument, dass sowohl LehrerInnen, Eltern als auch SchülerInnen es schätzen, da sie dadurch wissen wo sie stehen. Doch ist dem wirklich so?

Bei der Notenfindung werden in erster Linie SchülerInnen einer Klasse miteinander verglichen. Wie verändert sich die Beurteilung eines/einer Einzelnen, wenn sich die Klassenzusammenstellung und somit das Leistungsniveau verschiebt? Und wie objektiv kann, trotz diesbezüglicher Bemühungen, das Urteil einer einzelnen Person ausfallen? Hans Brügelmann musste in seiner umfassenden Studie feststellen, dass leider auch Merkmale wie soziale und ethnische Herkunft, Verhaltensauffälligkeiten und Sympathien in die Noten miteinfließen. Ein weiteres Ergebnis der Expertise war, dass ein und dieselbe Leistung von LehrerInnen unterschiedlich bewertet wurde. Abweichende Maßstäbe finden sich sogar im Fach Mathematik, dem/ der einen ist der Lösungsweg wichtig, dem/der anderen nur das richtige Ergebnis.

Neben der mangelnden Objektivität weist die klassische Schulnote ein weiteres Manko auf, sie ist informationsarm. Eine 3 in Deutsch bietet keinerlei Einsicht, ob der/ die SchülerIn sich verbessert hat, wieviel er/sie dazugelernt hat. Ob er/sie wenig Fehler in der Rechtschreibung macht, dafür aber mit dem sinnerfassenden Lesen seine/ihre Probleme hat. Ob seine/ihre Qualitäten im Freien Schreiben liegen, oder er/sie beim Diktat punkten kann.

Eine weitere Nebenwirkung des derzeitigen Notensystems ist der Umstand, dass oft nicht mehr aus Interesse, Neugier und der Sache wegen gelernt wird, sondern nur für die Note. Das kurzfriste Auswendiglernen vor Prüfungen ist oft die Folge. Wie hoch der nachhaltige Lerneffekt dieser Methode ist, kann jede/r für sich selbst beurteilen. Motivation, Freude und v.a. die Fähigkeit sich Wissen selbst anzueignen geht verloren.

Ein grundlegendes Problem ergibt sich bereits bei der Einschulung. Die Kinder befinden sich teilweise auf unterschiedlichen Erfahrungs- und Kompetenzlevels. Die Differenz kann dabei bis zu vier Entwicklungsjahre aufweisen und diese Kluft verringert sich während der Schulzeit meistens auch nicht, denn alle Kinder lernen dazu. Brügelmann nennt dieses Phänomen „Karawaneneffekt“. Das demotivierende Hinterherhinken zieht sich somit oft durch die gesamte Schullaufbahn. Anstrengungen werden häufig nicht gewürdigt, denn im Vergleich bleibt der/die SchülerIn schlecht und das schlägt sich in der Note wieder. Leistung fairer zu beurteilen, hieße den individuellen Status quo eines Kindes, dessen Möglichkeiten zu erkennen und den Zuwachs an Können und Wissen hervorzuheben.

Diese differenzierte Beschreibung von Leistung setzt die positive Entwicklung jedes/ jeder Einzelnen in den Fokus und erhöht die Motivation und den Selbstwert der Kinder. Noten erzeugen dagegen Druck, sie schüren Ängste und treiben einen Keil zwischen alle Beteiligten (SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen) anstatt die essentiell notwendige Kommunikation, Anteilnahme und Kooperation untereinander zu fördern.

Es wird auch oft argumentiert, die Noten seien wichtig, um die Kinder auf die Leistungsgesellschaft vorzubereiten. Doch wir leisten im täglichen Leben sehr viel, ohne ständig dafür beurteilt zu werden. Lernen wir nun also für die Schule, oder für das Leben?

 

Quellen:
Hans Brügelmann u.a.. Sind Noten nützlich – und nötig? Ziffernzensuren und ihre Alternativen im empirischen Vergleich. Eine wissenschaftliche Expertise des Grundschulverbandes. Kurzfassung.
http://www.grundschulverband.de/fileadmin/bilder/Publikationen/Mitgliederbaende/NEU_KURZ_Expertise_.pdf vom 17.02.2014

Jörg Lau. Kinder wollen Noten. ZEIT ONLINE.
http://www.zeit.de/2006/27/Titel-Schulnoten-27 vom 17.02.2014

Hans Brügelmann. Misstraut allen Noten! ZEIT ONLINE.
http://www.zeit.de/2006/29/Noten-29 vom 17.02.2014

Rupert Vierlinger. Plädoyer für die Abschaffung der Ziffernnoten.
http://paedpsych.jku.at/internet/ORGANISATIONORD/VIERLINGERORD/VierlingerAbschaffung.html vom 17.02.2014

 

Weiterführende Literatur:
Die ideale Schule: Schule ohne Noten – funktioniert das? GEO WISSEN Nr. 44 – 11/09

Hans Brügelmann u.a.. Sind Noten nützlich – und nötig? Ziffernzensuren und ihre Alternativen im empirischen Vergleich. Eine wissenschaftliche Expertise des Grundschulverbandes.
http://www.grundschulverband.de/veroeffentlichungen/wissenschaftliche-expertisen/ vom 17.02.2014

Werner Specht (Hrsg.) (2009) Nationaler Bildungsbericht Österreich 2009, Band 2: Fokussierte Analysen bildungspolitischer Schwerpunktthemen, Graz, Leykam.
https://www.bifie.at/buch/1024 vom 17.2.2014

Sabine Czerny (2012) Was wir unseren Kindern in der Schule antun: … und wie wir das ändern können. Heyne Verlag

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24
Februar
2014

Alternative Leistungsbeurteilungen

Gastbeitrag von Martina Panse

Das grundlegende Problem jeder alternativen Leistungsbeurteilung liegt im Bildungssystem selbst, denn ohne eine Reform des Ganzen, verpufft die Wirkung von Änderungen im Teilbereich. Denn der hohe Selektionsdruck schon in sehr frühen Jahren, bedingt die Notwendigkeit der „Sortierung“ der SchülerInnen und diese erfolgt durch die Noten. Deshalb sollte generell der Förderauftrag der Schule, Vorrang vor der Selektion bekommen.

Unabhängig von spezifischen Alternativen zur Ziffernbeurteilung, sollte allgemein die Fähigkeit der SchülerInnen zur Kritikfähigkeit und zur Selbsteinschätzung ihrer Leistung gefördert werden, eine Verbindung von Selbst- und Fremdbeurteilung scheint zielführend. Die Möglichkeit der Mitbestimmung und die Übernahme von Verantwortung seitens der SchülerInnen, würden ebenfalls zur Erhöhung der Lebenskompetenz beitragen. Des Weiteren erscheint die Begutachtung der Leistungen durch mehrere, mit dem Kontext der Leistung und ihrer Entwicklung vertrauten Personen, als sinnvoll. Außerdem sollte nicht die absolute, punktuelle Leistung im Vordergrund stehen und so über Erfolg und Misserfolg eines Kindes entscheiden, sondern der kontinuierliche Lernzuwachs, die individuelle Anstrengung muss honoriert werden. Tests können überdies nur bestimmte Formen von Leistung erfassen und trotz ihrer Begrenztheit (Ver)Urteilungen für einzelne Menschen bedeuten. Unsere Gesellschaft kann sich jedoch die Ausgrenzung vermeintlich schwacher SchülerInnen nicht leisten, anstatt sie abzustempeln und auszusondern, sollten wir sie stark für ihr zukünftiges Leben machen.

Viele Länder wie z.B. Finnland, Frankreich, England, oder Niederlande verzichten über einen längeren Zeitraum (Stichwort Gesamtschule) auf eine selektive Beurteilung der SchülerInnen und betonen so den informativen und fördernden Aspekt der Schule. Alternativen Formen der Leistungsbeurteilung kommen jedoch zum Teil auch in Österreich bereits in Schulversuchen v.a. an Volksschulen zum Einsatz. Die häufigsten sind:

  • Verbale Beurteilungen
  • Lernzielorientierte Beurteilungen (Pensenbücher, Studienbücher, Lern- und Entwicklungsberichte, Lernzielbuch)
  • Beurteilung direkter Leistungsvorlagen (Portfolios)

Bei der lernzielorientierten Beurteilung werden die Fortschritte der SchülerInnen anhand von Lernziellisten eruiert. So entsteht während eines Schuljahres ein jeweils individuelles Kompetenzprofil, das als Basis für Gespräche zwischen LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen dient. Die Förderung der Selbsteinschätzungskompetenz und Eigenverantwortung der Schüler/innen soll mittels dieser Beurteilungsform forciert werden.

Die direkte Leistungsvorlage stellt die konkreten Leistungen der Schüler/innen in den Fokus. Die geleisteten Produkte der SchülerInnen werden dabei meistens in Sammelmappen (Portfolios) zusammengefasst und dienen als Leistungsnachweis. Auch die Demonstration konkreter Kompetenzen in flüchtiger Form (z.B. SchülerInnen zeigen ihre Lesekompetenz indem sie etwas vorlesen) fließt in die direkte Leistungsvorlage mit ein.

Unter den alternativen Bewertungsformen wird v.a. die verbale Beurteilung häufig erwähnt. Neben viel Licht hat diese jedoch auch ihre Schattenseiten. Denn auch sie gründet sich auf dem subjektiven Urteil einer einzelnen Person, mit all den damit verbunden Nachteilen. Doch ihr großer Vorteil ist die differenzierte Betrachtungsweise der Leistung. Individuelle Lernzuwächse werden sichtbar gemacht und honoriert, gezielte Förderung wird ermöglicht. Der Standpunkt der LehrerInnen wird dadurch zudem transparenter.
Doch das Ganze hat natürlich wenig Sinn, wenn es sich dabei lediglich um eine phrasierte Umformung der Note in ein verbales Gutachten handelt. Gegner dieser alternativen Bewertungsform bemängeln außerdem, den dadurch verursachten höheren Zeitaufwand, dass die Formulierungen teilweise v.a. für die Kinder unverständlich sind und letztendlich doch immer der Versuch unternommen werde, die schriftliche Beurteilung wieder in die gewohnten Noten zu dechiffrieren. Die verbale Beurteilung hat somit nur dann Sinn wenn sich die Umwelt, in die sie eingebettet ist, ändert. D.h. den Selektionsdruck beispielsweise durch die Verlängerung der gemeinsamen Schulzeit reduzieren, fachdidaktisch begründete Kriterien für die Beurteilung von Leistungen entwickeln, Kompetenzaufbau der LehrerInnen für die umfassende, differenzierte Leistungserfassung und –bewertung und Sensibilisierung für die Problematiken von Beurteilungen.

Eine Ziffer gibt somit wenig Auskunft darüber, wie sehr sich jemand angestrengt hat, wie gut sie/er in gewissen Bereichen eines Gegenstandes ist und wie sehr er oder sie sich bereits verbessert hat. Eine faire Beurteilung sollte sich deshalb an spezifischen Lernzielen, den Möglichkeiten des Kindes und dessen individuellen Entwicklung orientieren. Die LehrerInnen sollten sich außerdem nicht auf die Aufgabe des Richtens konzentrieren, sondern auf jene des Helfens, sie sollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern die Kinder unterstützen, ihre Neugier aufrechterhalten und sie dazu anleiten und ermutigen sich selbstständig Wissen zu erschließen. Denn so entsteht ein nachhaltiger Lerneffekt, Ziffernnoten sind dafür nicht notwendig.

 

 


Quellen:

Hans Brügelmann u.a.. Sind Noten nützlich – und nötig? Ziffernzensuren und ihre Alternativen im empirischen Vergleich. Eine wissenschaftliche Expertise des Grundschulverbandes. Kurzfassung.
http://www.grundschulverband.de/fileadmin/bilder/Publikationen/Mitgliederbaende/NEU_KURZ_Expertise_.pdf vom 17.02.2014

Jörg Lau. Kinder wollen Noten. ZEIT ONLINE.
http://www.zeit.de/2006/27/Titel-Schulnoten-27 vom 17.02.2014

Hans Brügelmann. Misstraut allen Noten! ZEIT ONLINE.
http://www.zeit.de/2006/29/Noten-29 vom 17.02.2014

Rupert Vierlinger. Plädoyer für die Abschaffung der Ziffernnoten.
http://paedpsych.jku.at/internet/ORGANISATIONORD/VIERLINGERORD/VierlingerAbschaffung.html vom 17.02.2014

Ferdinand Eder, Georg Hans Neuweg und Josef Thonhauser (2009) B6: Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung. In: Werner Specht (Hrsg.) (2009) Nationaler Bildungsbericht Österreich 2009, Band 2: Fokussierte Analysen bildungspolitischer Schwerpunktthemen, Graz, Leykam.
https://www.bifie.at/buch/1024/b/6 vom 17.02.2014

 

 

 

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14
Februar
2014

To be or not to be

Januar war ein hektischer Monat!! Der Tätigkeitsbericht für Graz1 für 2013 ist fertig (wer ihn haben will, bitte anfragen!). Berichte für ISOTOPA sind auch fertiggestellt. Für den Jugenddachverband durfte ich einen Artikel schreiben (erscheint im April) und der im Herbst angefangene Artikel mit Karsten Speck ist endlich fertig geworden („Kooperation von Jugendhilfe und Schule im Bildungswesen- Ein vergleichender Blick mit Fokus auf die Schulsozialarbeit in Deutschland, den USA und Schweden“ erscheint demnächst in „Die Deutsche Schule“). Zusätzlich zu dem normalen Wahnsinn gab es auch noch ein Vernetzungstreffen in Salzburg. Blogbeiträge waren da halt keine Priorität!

Zu dem jährlichen Treffen in Salzburg sind die Anbieter von Schulsozialarbeit, die auch von esf/BMUKK gefördert werden, eingeladen. Bei dem Projekt geht es u.a. darum Schulverweigerung zu verringern. Updates aus den Bundesländern und Erfahrungen mit dem Fünf-Stufen-Plan standen ebenfalls auf der Tagesordnung. Da der jetzige Vertrag für dieses Projekt im Juni ausläuft (dann sind halt die esf-Gelder alle!) war es auch für alle Anwesenden interessant zu hören, wie bzw. ob das Projekt weiterfinanziert wird. Nach dem heutigen Standpunkt wird eine „Pause“ bis Januar 2015 nötig sein, da erst dann esf etwas weiterfinanziert. Was das für die Schulen, SchülerInnen und SchulsozialarbeiterInnen heißt bezüglich Beziehungs- und Angebotsabbruch (auch was es für die Kooperationsbereitschaft des Lehrkörpers bedeutet – sollen sie sich auf etwas einlassen, wo, bei einer Pause, ein großes Loch entstehen wird?) ist nicht diskutiert worden. Was es rein persönlich für die SchulsozialarbeiterInnen heißt, die ab Juli bei AMS Gäste sein dürfen, hat wohl jeder im Raum gespürt. Dass die SchulsozialarbeiterInnen möglicherweise im Januar nicht mehr zur Verfügung stehen werden und was das an Qualitäts- und Wissensverlust heißt, wurde auch nicht besprochen. Die esf-Gelder sind halt aus und wir hoffen alle, dass sich bis Juni irgendeine Überbrückungslösung findet – ich bin für Vorschläge sehr offen!!

ISOP-Schulsozialarbeit besteht aus drei Schulsozialarbeitsprojekten. Graz1 wird pro Kalenderjahr finanziert und wir haben diese Woche erfahren, dass wir 2014 finanziert werden, was uns sehr freut! Das Landprojekt läuft im August aus. In den nächsten  Monaten sollte eine Ausschreibung stattfinden und wir hoffen, dass wir im September weiterhin unser Angebot anbieten können. Hm… Es wäre so schön, wenn Schulsozialarbeit in Österreich ins Regelprogramm kommen könnte. So wie es z.B. in Ghana der Fall ist…

 

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13
Januar
2014

FIT – Freizeitinfotafel

Das Angebot für Kinder in Graz ist vielfältig und umfangreich. Es reicht von täglich mehreren Theaterstücken über Workshops und Ausstellungen, Lesungen oder Kinderkino bis hin zu freizeitpädagogischen Nachmittagen und Diskussionsrunden. Zusätzlich sind viele Angebote kostenlos zu nutzen und deshalb niederschwellig.

Leider bringt es unsere Gesellschaft mit sich, dass sich durch die Fülle an Werbematerialien eine Informationsflut ergibt, die gerade für junge Menschen sehr schwer zu filtern ist. Diese Schwierigkeit greift die Schulsozialarbeit auf und bereitet Informationen über Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche neutral und optisch ansprechend auf, unter anderem auf der so genannten Freizeitinfotafel in der Schule.

Das große Ziel dabei ist, die Teilnahme der SchülerInnen und ihrer Familien am gesellschaftlichen Leben zu fördern.

Da die Schule für die meisten SchülerInnen ein Ort ist, der stark mit dem Druck verknüpft ist, Leistungen zu erbringen, ist es wichtig, dass dort auch Freizeit Platz hat. Die Freizeitinfotafel soll Interesse wecken und neugierig darauf machen, sich mit unterschiedlichen Themenbereichen auseinanderzusetzen und sich Wissen oder bestimmte Fähigkeiten anzueignen. Sie fördert, wenn sie angenommen wird, ein aktives gesellschaftliches Leben, also auch die Teilnahme an der Grazer Kultur, was die Integration insbesondere von Familien mit Migrationshintergrund unterstützt.

Freizeitinfortafel - FITDie Freizeitinfotafel macht für die Kinder und Jugendlichen sichtbar, dass es in dieser Gesellschaft bestimmte Orte gibt, an denen sie wichtig sind. Partizipationsmöglichkeiten und das subjektive Wohlbefinden im Gemeinwesen steigen dadurch.

Durch die Angebotsvielfalt auf der Freizeitinfotafel werden darüber hinaus besondere, individuelle Bedürfnisse angesprochen und befriedigt. Das wichtigste sind dabei der Spaß und die Entspannung, die durch die Freizeitaktivitäten entstehen. Sie stellen einen Ausgleich zur Schule dar und reduzieren Stress sowie belastende Gefühle und Gedanken.

Dies alles sind Faktoren der Prävention von sozialen Problemlagen wie verschiedene Süchte, Gewalt, Mobbing, Einsamkeit, Suizid, Kriminalität, Krankheit und Konsumverhalten.

Eine sinnvolle Freizeitgestaltung bietet außerdem eine Alternative zu Computerspielen und zum „Herumhängen“ von Kindern und Jugendlichen, die sich dann oft einsam und nicht beachtet fühlen, was sie dazu bewegt, grenzenüberschreitende Handlungen zu setzen, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie brauchen.

Organisationen, Vereine und Behörden, die kostenlose Angebote für Jugendlichen anbieten, können gerne SchulsozialarbeiterInnen Infos (email oder flyers) schicken!

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17
Dezember
2013

Es weihnachtet!

Das Christkind steht schon bald vor der Tür – dabei hat das Semester ja gerade angefangen! Die Zeit vergeht so schnell – wenn ich denjenigen erwische, der ständig den Fast-forward-Knopf drückt…

Es war (wieder) ein intensives und produktives Jahr. Unsere Grazer Partnerschulen NMS Algersdorf und NMS St. Andrä hatten in den letzten zwei Jahren die Möglichkeit, an einem Comenius Regio-Austausch mit der Berliner Schulsozialarbeit teilzunehmen. Im April war die Abschlusskonferenz, für die es uns gelungen ist, Prof. Karsten Speck als Hauptredner zu bekommen, was uns sehr gefreut hat – es ist immer eine Freude ihm zuzuhören! Mehr über das Projekt, sowie Models of Good Practice, finden Sie unter http://publ.at/stvg/job/de/

2013 stand im Zeichen von Wissensmanagement. In mehreren Arbeitsgruppen haben wir unsere Tätigkeiten genauer unter die Lupe genommen und einiges auch verschriftlicht. Sowohl unser Gewaltpräventionsleitfaden als auch unser Gender- und Diversitykonzept sind bald fertig. Der Leitfaden gegen Schulverweigerung braucht noch ein bisschen, wir sind aber dran!

Die Arbeit in der Schule läuft sehr gut! Der Bedarf an Beratungen ist so hoch, dass wir ihn kaum erfüllen können. Die Elternarbeit nimmt ebenfalls zu und die Zusammenarbeit mit den Schulen vertieft sich immer mehr.

Zusammengefasst würde ich einmal behaupten, dass wir uns eine Pause verdient haben! Deswegen werden wir SchulsozialarbeiterInnen uns in den nächsten zwei Wochen  zurückziehen, die Zeit mit unseren Lieben verbringen und die Seele baumeln lassen. Im Januar sind wir dann mit aufgeladenen Batterien wieder da!

Ich wünsche auch Dir/Ihnen schöne, besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch!

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21
November
2013

Beitrag zur Sicherung des Bildungserfolgs

Schulsozialarbeit versucht, durch verschiedene Angebote einen Beitrag zur Sicherung des Bildungserfolgs der SchülerInnen zu leisten. So werden werden etwa bei den präventiven Gruppenangeboten (Workhops, Freizeitangebote, Projekte) SchülerInnen in ihrer Persönlichkeit gestärkt und es wird versucht, ihr Handlungsrepertoire in Konflikt- und Problemsituationen zu erweitern.

Der Übergang von der Volksschule in die Neue Mittelschule (bzw ins Gymnasium, an denen es zurzeit – zumindest in der Steiermark – noch keine SchulsozialarbeiterInnen gibt) stellt für einige SchülerInnen eine besonders große Herausforderung dar. Vor allem in der ersten Klasse kommt es vermehrt zum Auftreten von psychosomatischen Beschwerden und/oder Erkrankungen (Bauch- und Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden,…), zu Schulverweigerung oder Vermeidungsverhalten im Unterricht.

Wenn SchülerInnen den Unterreicht frühzeitig verlassen oder ganze Schultage versäumen, wirkt sich das auf ihre Schulleistungen und ihre Integration in die (neue) Klassengemeinschaft aus. In dieser für Familien und KlassenlehrerInnen oft schwierigen Zeit versucht, Schulsozialarbeit zu unterstützen und eine Brücke zwischen Schule und privatem Umfeld zu schlagen. In gemeinsamen Gesprächen mit den Eltern und Klassenvorständen, aber auch in Einzelgesprächen mit den Kindern werden individuelle Lösungen für die Situation gesucht. Ein Ansatz ist dabei auch der einfache, niederschwellige Zugang zur Schulsozialarbeit (informelle Gespräche am Gang, in der Klasse oder bei Kurzbesuchen im Büro), bei denen SchülerInnen direkt gestärkt werden und aufkeimende Konflikte bzw. Probleme (z.B. psychosomatische Beschwerden) oftmals abgefangen werden können.

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15
November
2013

Implementierung von Schulsozialarbeit

Leitfaden Implementierung Schulsozialarbeit 2013

 

 

Erscheinen des
Leitfaden für die Implementierung
von Schulsozialarbeit in Österreich,
September 2013

AutorInnen: Lisa Lehner; Michaela Adamowitsch

 

 

Gastbeitrag von Lisa Lehner und Michaela Adamowitsch

Seit dem Jahr 2010 fördert das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, mit Beteiligung des Europäischen Sozialfonds (ESF), unter dem Titel „Schulsozialarbeit in Österreich“ (Pilot-)Projekte von Schulsozialarbeit in ganz Österreich. Das Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research (LBIHPR) wurde im Zuge dieser mittlerweile mehrjährigen Initiative mit einem aus drei Arbeitsschritten bestehenden Projekt zum Thema Schulsozialarbeit in Österreich beauftragt. Vonseiten des LBIHPR wurde bei den aufeinander aufbauenden Arbeitsschritten auch auf die kontinuierliche Einbindung von AkteurInnen im Feld der österreichischen Schulsozialarbeit geachtet.

Bisher wurden in diesem Kontext ein Übersichtsbericht über die unterschiedlichen Implementierungsformen von Schulsozialarbeit in Österreich erstellt (Adamowitsch, Lehner & Felder-Puig, 2011), sowie ein Grundlagenpapier zur Entwicklung eines einheitlichen Evaluationsmodells für Schulsozialarbeit in Österreich erarbeitet (Adamowitsch, Lehner & Felder-Puig, 2013). In einem letzten Arbeitsschritt wurde nun ein Leitfaden zur Unterstützung der Implementierung von Schulsozialarbeit in Österreich zusammengestellt – basierend auf einer umfassenden Literaturrecherche im deutschsprachigen Raum und auf Rückmeldungen und Erfahrungen von ExpertInnen aus der österreichischen Praxis.

Konkret bietet dieser Leitfaden eine allgemeine Einführung in das Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit in Bezug auf Definitionen, Zielgruppen/Zielsetzungen, Grundprinzipien, Grundbereiche/Aufgaben, Methoden, österreichische Implementierungsformen, Professionalität sowie Evaluation und Qualitätsmanagement. Er enthält eine Übersicht über ausgewählte HandlungspartnerInnen (Erziehungsverantwortliche, Schulleitung, Lehrpersonen, Beratungs- und Unterstützungssysteme im inner- wie außerschulischen Bereich etc.), sowie Hinweise zur Nutzung von Synergien zum  Wohle von Kindern und Jugendlichen.

Der Leitfaden gibt weiters einen kurzen Überblick über zentrale gesetzliche Rahmenbedingungen unter Berücksichtigung der rezentesten gesetzlichen Änderungen u.a. im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Außerdem wird ein Phasenmodell für die schrittweise Implementierung von Schulsozialarbeit vorgestellt, das um Tipps und Erfahrungen aus der österreichischen Praxis erweitert werden konnte.

Zusätzlich wurden die Ergebnisse des Übersichtsberichts (LBIHPR Arbeitsschritt 1/2011) aktualisiert, für die einzelnen Bundesländer zusammengefasst und um Kontaktdaten zu Ansprechpersonen und Informationsmöglichkeiten zum Thema Schulsozialarbeit ergänzt. Ein Glossar geht auf Eckpunkte und zentrale Begrifflichkeiten der Schulsozialarbeit näher ein; eine umfassende Literaturliste ermöglicht schließlich eine weitere Vertiefung der dargestellten Inhalte.

Gerichtet an alle an der Einführung und Umsetzung von Schulsozialarbeit Interessierten und Beteiligten, soll dieser Leitfaden in der Praxis als Orientierungs-, Planungs- und Kommunikationshilfe dienen. Damit soll auch ein Beitrag zu einer qualitätsvollen Ausweitung des Feldes der Schulsozialarbeit in Österreich geleistet werden.

Quelle (abzurufen unter http://www.bmukk.gv.at/schulsozialarbeit):

Lehner, L, Adamowitsch, M, Hoffmann, F, Felder-Puig, R (2013): Leitfaden zur Unterstützung der Implementierung von Schulsozialarbeit in Österreich. Wien: LBIHPR.

Literatur (abzurufen unter http://www.bmukk.gv.at/schulsozialarbeit):

Adamowitsch, M, Lehner, L, Felder-Puig, R (2011): Schulsozialarbeit in Österreich: Darstellung unterschiedlicher Implementierungsformen. Wien: LBIHPR Forschungsbericht.

Adamowitsch, M, Lehner, L, Felder-Puig, R (2013): Grundlagenpapier zur Entwicklung eines einheitlichen Evaluationsmodells für Schulsozialarbeit in Österreich. Wien: LBIHPR.

 

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8
November
2013

Was ist Sozialarbeit? Eine Definition.

Wie bei einigen anderen Berufen bzw Tätigkeiten auch, gibt es in der Gesellschaft viele unrichtige Vorstellungen oder Vorurteile gegenüber Sozialarbeit und SozialarbeiterInnen. Viele Eltern glauben, dass SozialarbeiterInnen den Eltern die Kinder wegnehmen. Andere denken, dass wir den lieben langen Tag nichts anderes tun als Kaffee trinken, Haare streicheln und die Kids bemitleiden. Und wieder andere finden, dass SozialarbeiterInnen all das tun sollten, wozu andere nicht kommen, weil die Zeit so knapp und das Leben so stressig ist.

Daher möchte ich heute auf die internationale Definition von Sozialarbeit hinweisen, nach der sich die SchulsozialarbeiterInnen richten.

 

Definition*

Soziale Arbeit als Beruf fördert den sozialen Wandel und die Lösung von Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen, und sie befähigt die Menschen, in freier Entscheidung ihr Leben besser zu gestalten. Gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse über menschliches Verhalten und soziale Systeme greift soziale Arbeit dort ein, wo Menschen mit ihrer Umwelt in Interaktion treten. Grundlagen der Sozialen Arbeit sind die Prinzipien der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit.

 

Kommentar

Professionelle Soziale Arbeit in ihren verschiedenen Formen richtet sich an die vielfältigen und komplexen Beziehungen zwischen Menschen und ihrer Umwelt. Die Aufgabe ist es, Menschen zu befähigen ihre gesamten Möglichkeiten zu entwickeln, ihr Leben zu bereichern und Dysfunktionen vorzubeugen. Professionelle Soziale Arbeit arbeitet schwerpunktmäßig auf Problemlösung und Veränderung hin. Daher sind SozialarbeiterInnen AnwältInnen für Veränderung, die dazu dem/der Einzelnen ein Angebot unterbreiten. Professionelle Soziale Arbeit ist ein Netzwerk von Werten, Theorien und Praxis.

 

Werte

Soziale Arbeit basiert auf humanitären und demokratischen Idealen, und diese Werte resultieren aus dem Respekt vor der Gleichheit und Würde aller Menschen. Seit ihrem Beginn vor einem Jahrhundert hat die professionelle Soziale Arbeit sich auf die menschlichen Bedürfnisse konzentriert und die Entwicklung der Stärken der Menschen vorrangig unterstützt. Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit dienen als Motivation für sozialarbeiterisches Handeln. Professionelle Soziale Arbeit ist bemüht, Armut zu lindern, verletzte ausgestoßene und unterdrückte Menschen zu befreien, so wie die Stärken der Menschen zu erkennen und Integration zu fördern. Die Werte von Sozialer Arbeit sind in den „Codes of Ethics“ in aller Welt enthalten.

 

Theorie

Die Arbeitsweise der professionellen Sozialen Arbeit beruht auf einem systemischen Wissen, das sich herleitet aus Forschung und Praxis. Es wird die Kompliziertheit der Beziehungen der Menschen untereinander und ihrer Umwelt erkannt, so wie die Fähigkeit der Menschen davon berührt zu sein, und die Möglichkeit die vielfältigen Einflüsse auf sie zu verändern. Die professionelle Soziale Arbeit bedient sich der Wissenschaften über menschliche Entwicklung, Verhalten und Soziologie, um schwierige Situationen zu analysieren, und um individuelle, organisatorische, soziale und kulturelle Veränderungen zu erleichtern.

 

Praxis

Professionelle Soziale Arbeit benennt die Grenzen, Ungleichheit und Ungerechtigkeit, die in der Gesellschaft existieren. Sie antwortet auf Krisen und Gefahren ebenso, wie auf alltäglich auftretende persönliche und soziale Probleme. Professionelle Soziale Arbeit verfügt über eine Vielfalt von Methoden und Techniken sowie Handlungsmöglichkeiten, die sich sowohl auf den einzelnen Menschen wie auf die Umwelt konzentrieren. Die Intervention von professioneller Sozialer Arbeit reicht von rein personenbezogenen psychosozialen Prozessen, bis zur Beteiligung an sozialer Gesetzgebung, Planung und Entwicklung. Dies bezieht mit ein, Beratung, klinische Sozialarbeit, Gruppenarbeit, sozialpädagogische Arbeit, Familienberatung und -therapie. Ferner sollen Menschen unterstützt werden, Soziale Dienste in Anspruch zu nehmen. Auch Verwaltungstätigkeiten, ebenso wie soziale Aktionen, bedeuten Einmischung, um soziale Gesetzgebung und wirtschaftliche Entwicklung eng miteinander zu verknüpfen. Der Schwerpunkt von professioneller Sozialer Arbeit wird von Land zu Land, von Zeit zu Zeit variieren, dies hängt mit den kulturellen, historischen und sozialwirtschaftlichen Bedingungen zusammen.

Die professionelle Soziale Arbeit des 21. Jahrhunderts wird verstanden als dynamisch und sich weiterentwickelnd, von daher sollte keine Definition als endgültig angesehen werden.

* Definition der International Federation of Social Workers, beschlossen im Juli 2000 in Montréal, Kanada.

 

 

 

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