In letzter Zeit waren im Standard viele Berichte zum Thema Mobbing und Erziehung. Mobbing ist – leider – kein neues Thema und viele (Schüler_Innen, Eltern und Lehrer_Innen) fühlen sich etwas überfordert und wissen nicht, was sie tun können.
Im Buch „Gewalt in der Schule – Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können“ beschreibt Dan Olweus eines der weltweit erfolgreichsten Interventionsprogramme, dessen Hauptziel es ist, die bestehenden Gewaltprobleme so weit wie möglich zu vermindern und die Entwicklung neuer Probleme zu verhindern. Das Programm basiert auf einem autoritativen (nicht autoritären) Erwachsenen-Kind-Interventionsmodell, das im Schulbetrieb integriert ist. Es werden Maßnahmen auf persönlicher, Klassen- bzw schulischer Ebene durchgeführt, die alle miteinander kombiniert nachweislich erfolgreich gegen Gewalt und Mobbing in der Schule wirken.
Definition von Mobbing
Mobbing (engl. bullying): Tyrannisieren, Schikanieren, Drangsalieren, Traktieren und Anwendung von Druck. Mobbing ist eine besondere Form der Gewalt, bei der negative Handlungen wiederholt und über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden, wobei die Beziehung zwischen Opfer und TäterIn durch ein Machtungleichgewicht gekennzeichnet ist.
Eine negative Handlung liegt vor, wenn jemand absichtlich einem anderen Verletzungen oder Unannehmlichkeiten zufügt z.B. Gewalt, Beschimpfen, Auslachen, Spotten, Fratzen schneiden, Ausgrenzung/soziale Isolierung, üble Nachrede. Buben und Mädchen verwenden unterschiedliche Mobbingmethoden.
Mobbing unterscheidet sich in seiner Struktur von anderen negativen Handlungen: Um einen Täter gruppieren sich MitläuferInnen bwz. MöglichmacherInnen. Sie sind an die Täter oft durch Gewaltandrohung oder Freundschaftsverlust „gebunden“. Somit unterstützen und schützen sie die Täter.
Erscheinungsformen
Olweus hat lange in dem Bereich Mobbing geforscht und hat Erscheinungsformen bei Opfern, TäterInnen und MöglichmacherInnen zusammengestellt:
Opfer
Mobbing kommt häufiger bei jüngeren und schwächeren SchülerInnen vor als in höheren Schulstufen. Ungleichgewicht der (seelischen und/oder körperlichen) Kräfte liegt vor:
» kann sich nur schwer verteidigen
» hilflos gegenüber dem Täter
» Buben kommen häufiger sowohl als Opfer als auch Täter vor
» ängstlich, unsicher, vorsichtig, empfindlich und still
» Kombination von ängstlichen Reaktionsmustern und körperlicher Schwäche
» Buben sind oft körperlich schwächer als Gleichaltrige
» wenige bis keine Freunde
» negative Einstellung gegenüber Gewalt und deren Anwendung – wird nicht zurückschlagen – reagiert oft auf Angriffe mit Weinen und Rückzug
» normalerweise im Verhalten weder aufdringlich noch aggressiv (Ausnahme: provozierendes Opfer)
» negative Selbsteinschätzung, die durch Mobbing gesteigert wird
Täter
» aggressiv gegen Gleichaltrige, oft auch gegen Erwachsene
» „ungenügende“ Erziehung – zu wenig Liebe, Zuwendung und Aufsicht, Bezugspersonen setzen keine klaren Grenzen, ist vielen Familienproblemen ausgesetzt
» positivere Einstellung zu Gewalt und ihrer Anwendung als allgemein
» Kombination von aggressivem Reaktionsmuster und körperliche Stärke
» häufig ein älterer, stärkerer Bub
» impulsiv, Bedürfnis Macht über andere auszuüben, wenig Mitgefühl mit Opfern
» vergleichsweise positive Meinung von sich selbst – leidet nicht an schwachem Selbstwertgefühl, sondern ist ungewöhnlich wenig ängstlich und unsicher
» läuft großes Risiko, in Kriminalität und Alkoholmissbrauch zu geraten
Passive Gewalttäter/Möglichmacher
» verhindern Mobbing nicht
» ergreifen nicht die Initiative, machen aber mit
» passive Verstärkung durch Zuschauen
» abgeschwächtes Gefühl individueller Verantwortlichkeit, wodurch die Schuldgefühle geringer werden