Gastbeitrag von Martina Panse
Die gute Nachricht ist, das Bildungsniveau junger Erwachsener hat sich in den letzten Jahrzehnten in Österreich deutlich erhöht, v.a. die Frauen haben stark aufgeholt und ihren Vorsprung bei den Uni-Abschlüssen gegenüber den Männern sogar ausgebaut (2009: ♂ 14,9%, ♀ 20,9%).
Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass Bildung in Österreich nach wie vor vererbt wird. Welchen Bildungsweg ein Kind einschlägt und welchen Abschluss es erreicht, ist somit nicht unbedingt ein unbeschriebenes Blatt, sondern häufig durch den sozialen Background der Familie bereits vorgezeichnet. Das belegen die Erhebungen der Statistik Austria. So erreichen etwa rund 40 Prozent der Kinder aus einem Akademikerhaushalt einen tertiären Bildungsabschluss. Bei Personen, deren Eltern max. einen Pflichtschulabschluss haben, liegt dieser Anteil jedoch lediglich bei 4,5 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für ein Kind, dass es einen hohen Bildungsabschluss erreicht (Matura oder Universität) ist somit umso höher, je höher auch der Bildungsstand der Eltern ist. Bei umgekehrten Vorzeichen ist es jedoch für ein Kind auch umso wahrscheinlicher, keinen über die Pflichtschule hinausgehenden Bildungsabschluss zu erreichen, je niedriger der formale Bildungsstand der Eltern ausfällt. Der hohe Grad an sozialer Vererbung von Bildung, ist dabei auch ein Spiegel für die Durchlässigkeit bzw. Selektivität des österreichischen Schulsystems.
Nimmt man die Komponente der Migration dazu, zeigt sich das Chancenungleichgewicht noch deutlicher. Denn unter der Voraussetzung, dass die höchste Ausbildung der Eltern mit der Pflichtschule endete, beschließen 14 Prozent der jungen Erwachsenen ohne Migrationshintergrund ihre Schullaufbahn ebenfalls mit max. einem Pflichtschulabschluss. Der Vergleichswert hinsichtlich der jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund, fällt dagegen mit 53 Prozent wesentlich höher aus. Wenn die jungen Erwachsenen aus einem akademischen Haushalt stammen, spielt der Migrationshintergrund dagegen nahezu keine Rolle. D.h. bei einem Migrationshintergrund ist der Einfluss der Bildung der Eltern, auf den Bildungsweg bzw. Abschluss des Kindes noch stärker, als bei Personen ohne Migrationshintergrund.
Da in Österreich der formalen Bildung, mit zertifizierten Abschlüssen eine große Bedeutung zugemessen wird, wirken sich diesbezüglich erworbene Qualifikationen dementsprechend stark auf die Chancen am Arbeitsmarkt aus. Das Risiko arbeitslos zu werden, ist bei Personen, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen dreimal so hoch wie für Personen mit einem universitären Abschluss. Auch die Armutsgefährdung ist mit 20 Prozent wesentlich höher, als bei AkademikerInnen (6 %). Eine ungleiche Verteilung von Bildungschancen entlang von sozialen Schichten, hat somit weitreichende Auswirkungen auch auf andere Bereiche des Lebens.
Nützlicher Link:
Initiative, mit dem Ziel, den Anteil von Kindern aus nichtakademischen Familien an den Hochschulen zu erhöhen und betroffenen Menschen auf ihrem Weg zu einem erfolgreichen Studienabschluss zu unterstützen:
http://www.arbeiter-kind.at/
Quellen:
Dr. Konrad Pesendorfer/ Mag.a Regina Radinger (2012) Bildung in Zahlen 2010/11. Struktur des österreichischen Bildungswesens. Statistik Austria.
www.statistik.gv.at/web_de/static/pressegespraech_bildung_in_zahlen_201011_063694.pdf
Käthe Knittler (2011) Intergenerationale Bildungsmobilität. In: Statistische Nachrichten 4/2011, Bildung und Kultur. Statistik Austria. S.252-266.