17
Mai
2022

Stärkung von Resilienz durch stabile Beziehungen zu Bezugspersonen

Spätestens seit Beginn der Coronapandemie ist im Zusammenhang mit Krisenbewältigung immer wieder die Rede von Resilienz. Viele haben aber nur eine vage Vorstellung davon, welche Faktoren Resilienz fördern bzw. positiv beeinflussen können. Dieser Beitrag versucht zu zeigen, wie wichtig insbesondere stabile Beziehungen für ihre Entwicklung sind.

„Unter Resilienz wird die Fähigkeit von Menschen verstanden, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu nutzen.“ (Welter-Enderlin/Hildebrand (2006), S.13)

Zahlreiche Studien der Resilienzforschung beschäftigen sich mit der Frage, wie wichtig eine gute und stabile Beziehung zu einer Bezugsperson für Kinder und Jugendliche ist, die unterschiedlichen Entwicklungsrisiken ausgesetzt sind. Sie kommen zum Schluss, dass solche Beziehungen als möglicher Schutzfaktor ausschlaggebend für die Entwicklung und Stärkung von Resilienz sind.

Als Bezugspersonen stehen dabei nicht nur Eltern, Verwandte und Freund*innen, sondern auch Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen oder auch andere Helfer*innen im Fokus. Es ist sogar so, dass Lieblingslehrer*innen die am häufigsten genannten positiven Rollenmodelle im Leben resilienter Kinder sind. (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Kerscher-Becker/Fischer 2020, S. 13 zit. n. Werner 1997, S. 198)

Umso mehr kommt ihnen eine wesentliche Rolle in der Resilienzentwicklung und Resilienzstärkung zu. Sie bringen emotionale Wärme und Empathie mit, sind positive Vorbilder für konstruktive Problembewältigung und schaffen Vertrauen. Sie vermitteln eine optimistische Grundhaltung, zeigen ehrliches Interesse und begegnen jungen Menschen mit Wertschätzung. Genau an diesem Punkt setzt Schulsozialarbeit an und leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, die Resilienz der Kinder und Jugendlichen, mit denen sie arbeitet, zu entwickeln und zu fördern.

Was aber wird den Kindern und Jugendlichen vermittelt und warum ist eine gute Beziehung zu einer Bezugsperson so bedeutend?

Fühlen Kinder und Jugendliche sich ernst- und wahrgenommen sowie wertgeschätzt, führt das dazu, dass sie sich auch selbst wahrnehmen und wertschätzen können und lernen. Das wiederum gibt ihnen mehr innere Stabilität und ein starkes Selbstwertgefühl, was ihnen dabei hilft, Herausforderungen und Krisen gut zu meistern und daran zu wachsen. Bezugspersonen bieten ihnen den nötigen Halt und die Anleitung, die sie dazu brauchen, um daran glauben zu können, dass sie es schaffen.

Schulsozialarbeit setzt mit ihrer Arbeit genau da an und unterstützt Kinder und Jugendliche mittels unterschiedlicher Methoden und Techniken dabei, die eigene Resilienz zu entwickeln und zu stärken. Dabei geht es immer darum, auf den drei Ebenen Mindset, Sprache und Physiologie Lernerfahrungen zu bieten und Entwicklungsprozesse einzuleiten, und zwar sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting.

Mindset
Worauf ist die Aufmerksamkeit gerichtet? Welche Denk- und Verhaltensmuster hat das Kind oder der/die Jugendliche? Wie ist die innere Haltung?

Sprache
Mittels positiver Glaubenssätze bzw. Mutmachsätze wie zum Beispiel „Ich kann das. Ich schaffe das.“ kann man den Glauben an sich selbst gewinnen und mehr Energie in Körper und Geist bringen.

Physiologie
Über den Körper und die Haltung werden Botschaften ans Gehirn gesendet. Diese haben einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln. Mit Hilfe von sogenannten „Power-Posen“ (nach der amerikanischen Sozialpsychologin Amy Cuddy) werden Kinder und Jugendliche selbstbewusster, mutiger und innerlich stabiler. Eine starke körperliche Haltung (wie z.B. die Siegerpose oder die Superman-Pose) signalisiert dem Gehirn „Ich bin stark. Ich bin mutig.“ und gleichzeitig werden im Körper Botenstoffe (wie z.B. Testosteron) ausgeschüttet, die dazu führen, dass man sich tatsächlich sicherer und stärker fühlt. Wichtig beim Power-Posing ist es, zwei Minuten in der Haltung zu bleiben.

Eine stabile Beziehung zu einer Bezugsperson und die nötige Anleitung zum „Wachsen“ ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, den Glauben an sich selbst und die eigenen Ressourcen zu entdecken und innere Stärke und Mut zu spüren. Mit der Hand am Herzen, einer Krone auf dem Kopf und Wurzeln an den Füßen gehen Kinder und Jugendliche sicher und stark durchs Leben und sind bereit, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern.

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