3
November
2020

Lessons learned

Was Schulkinder aus der Zeit des Homeschoolings mitgenommen haben

Unmittelbar nach der Wiedereröffnung der Schulen wurden an allen von ISOP Schulsozialarbeit betreuten Schulen Workshops abgehalten, in denen Kindern die Möglichkeit geboten wurde, über die Zeit des sogenannten „Lockdowns“ nachzudenken. Dabei wurden einerseits unangenehme Erlebnisse thematisiert und gemeinsam reflektiert; andererseits wurden aber auch angenehme Erfahrungen in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt. Um einen Eindruck vom Ablauf und den teils überraschenden Ergebnissen zu geben, werden im Folgenden die Workshops beschrieben, die an insgesamt 8 Klassen der Mittelschule Trofaiach bzw. der Neuen Mittelschule Kapfenberg (Sport) stattfanden.

Schon im ersten Teil der Workshops, der Abfrage der Befindlichkeit mit anschließender Diskussion konnte bemerkt werden, wie unterschiedlich die Kinder die Zeit der geschlossenen Schulen angenommen haben. Es wurde einzeln abgefragt, wie es „momentan“ geht im Hinblick auf „Coronazeit“.

Auch beim zweiten Teil der Workshops, dem „Brainstorming“ („Was fällt dir spontan ein, wenn du an die Zeit denkst, in der die Schule zu war?“) konnte in den Gruppen festgestellt werden, wie unterschiedlich diese Zeit wahrgenommen wurde: Die spontanen Angaben reichten von eindeutig positiv konnotierten Begriffen wie „Spaß“ oder „coole Zeit“ bis hin zu negativen wie „Tod“ oder „deprimiert“.

In einem gemeinsamen Austausch (Diskussion und Reflexion) wurde auf Einzelbeispiele eingegangen. Im Vordergrund stand das Sichtbarmachen von differenzierten Wahrnehmungen. So wurden beispielsweise selbst wortgleiche Nennungen in der Diskussion unterschiedlich bewertet: Die „Zeit mit der Familie“ oder das „Alleine-Sein“ wurden sowohl als angenehm als auch als sehr unangenehm wahrgenommen.

Am Ende standen „lessons learned“ auf dem Programm. Ausgehend von einer „funktionalistischen“ Sichtweise wird hierbei davon ausgegangen, dass selbst unangenehme Erfahrungen nicht nur einen positiven Aspekt für die Weiterentwicklung in sich tragen, sondern viel mehr noch, dass gerade neue und schwierige Situationen eine „Funktion“ haben. Dementsprechend wurden die Kinder gefragt, was die Zeit der geschlossenen Schulen denn für sie „gebracht hat“. Was habe ich gelernt? Was war neu für mich? Und – von ganz besonderer Bedeutung: Was nehme ich aus dieser Zeit mit?

Außerdem gab es unter anderem folgende Nennungen:

Selbstvertrauen, Hygiene, Traktorfahren, Lackieren, Abstand halten, Dinge gegen Langeweile, Boden rausreißen, mehr Tricks, mehr Zeit mit Familie, Freund*innen und Eltern, Selbstständigkeit, bessere Aufschläge, bessere Alleinbeschäftigung, Kochen, Wertschätzung Anderer, Beachtung von Regeln, Geduld, Umgang mit Zeit, „nicht alles ist schön“, „nicht alles auf die leichte Schulter nehmen“, Gutes für Umwelt, andere Ernährung, Neue Gewohnheiten, mehr Schlaf, „Kopf hoch und weiter“, Autofahren, bessere Zeiteinteilung, Babysitting, Ruhe

Insgesamt können 4 Kategorien festgemacht werden, in denen sich die Erfahrungen, die aus der Zeit des Homeschoolings mitgenommen wurden, abbilden lassen:

  1. Schulischer Lernerfolg
    Leistungssteigerung in bestimmten Fächern, Distance-learning etc.

  1. Verbesserung bestimmter (auch nicht-schulischer) Fähigkeiten
    Sportliche Erfolge, Fähigkeiten im Haushalt oder im Spiel etc.

  1. Neue, andere Freizeitbeschäftigung
    Hobbies, Spiele, Umgang mit Familie etc.

  1. Neubewertung gewohnter Muster
    Zeit mit der Familie, gemeinsames Essen, Schlafrhythmus etc.

Persönliches Fazit (Schlussfolgerung):
Die Kinder haben größtenteils diese Phase der Schulschließungen gut „überstanden“, und wichtige Erfahrungsschätze konnten „gefunden“ werden. Voraussetzung dafür ist aber zweifellos das Transparentmachen derselben und der kritische Austausch darüber.

 

 

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