6
Oktober
2020

Schulsozialarbeit und die kleinen Freuden des Lebens

Ich arbeite nun schon seit einigen Jahren als Schulsozialarbeiterin und mit der Zeit wird mir mehr und mehr bewusst wie unglaublich wichtig dieser Teilbereich der Sozialen Arbeit geworden ist. Umso mehr freue ich mich, dass es mittlerweile sogar als Handlungsfeld an der FH unterrichtet wird. Aber die Professionalisierung in diesem Handlungsfeld hat sich nicht nur im Bildungssystem manifestiert, sondern auch auf politischer Ebene hat Schulsozialarbeit an Bedeutung gewonnen.

Für die Schulen, in denen wir arbeiten, ist Schulsozialarbeit nicht mehr wegzudenken und ich freue mich unglaublich über diese Entwicklung – nicht nur weil mir die junge Generation so am Herzen liegt, sondern weil ich es in meiner täglichen Arbeit spüren, sehen, fühlen und miterleben darf, wie sich die Kinder und Jugendlichen entwickeln und mit der adäquaten Unterstützung zu (selbst-)reflektierten, selbstbewusst und -bestimmten jungen Erwachsenen heranwachsen. Die Kinder und Jugendlichen, die ich begleiten darf, sollen jeden Tag spüren und erleben, dass es sich auszahlt, freundlich miteinander umzugehen und anderen zuzuhören, dass es wichtig ist, gehört zu werden, dass Liebe stärker ist als Hass und dass es vor allem ganz egal ist, woher sie kommen, wie alt sie sind, ob sie groß oder klein sind, etc. Kurz und gut: Sie sollen (er)lernen, sich und anderen auf Augenhöhe zu begegnen.

Ja, das Schulsystem ist komplex. Deutlich mehrdeutiger und komplexer ist das Weltgeschehen überhaupt. Dass man sich da einmal oder zweimal oder sogar regelmäßig nicht so ganz auskennen kann, ist für mich sehr verständlich. Umso wichtiger ist es, den Gegenpol paradoxer Sinnhaftigkeiten zu stärken, zu nähren und wachsen zu lassen.

Schulsozialarbeit kann so vieles sein:

  • ob es das Teilen der Jause ist, weil ein Kind sich wirklich schlecht fühlt, weil es so hungrig ist.

  • ob man mit den Kindern auf einem neu gestrichenen Schulhof tanzt, weil sie unglaublichen Bewegungsbedarf haben, der im Klassenzimmer während des Unterrichts manchmal schwer lebbar ist.

  • ob man einem Schüler aus der Pflichtlektüre vorliest, weil es im Klassenzimmer zu viel zu besprechen gab, er nun am Gang sitzt und sich nicht zum Lesen motivieren kann – und am Ende so viele wundervolle Eindrücke vom Denken des Schülers geschenkt bekommt.

  • ob es ein freundliches und ernst gemeintes Lächeln am Gang ist.

  • ob es darum geht, bei einem/r Schüler*in zu bleiben, weil er/sie sich krank fühlt und einfach jemanden braucht, der da ist, um sich nicht allein zu fühlen bis er/sie abgeholt wird.

  • ob es eine vom Herzen kommende Frage ist: Alles in Ordnung? Und man die Antwort wirklich wissen will!

  • ob es darum geht, zu sagen – ich glaube an DICH!

  • ob man sich einfach zuwinkt und den Schüler*innen sagt – So schön, dich zu sehen!

  • ob man mit den Schüler*innen selbstkreierte Spiele ausprobiert: Gesichtsausdruck/Emotionen raten trotz Gesichtsmaske. Probiert es aus – Die Kids sind beeindruckend gut darin!

  • ob man einfach Uno spielt und über neue Serien spricht und wirklich Interesse am Gegenüber zeigt, indem man ein offenes Ohr hat.

  • ob es ist, da zu bleiben und/oder Raum zu schaffen/geben für Tränen, Herzensangelegenheiten oder Angst geprägte Gefühle.

  • ob es „nur darum geht“, Kindern und Jugendlichen zu sagen: Gib nicht auf – du hast es fast geschafft! – (um sich später ein kontaktloses oder wenn möglich sogar echtes High five zu geben und zu sagen: JA, DU HAST ES GESCHAFFT!!)

  • ob es darum geht, eine oder mehrere Perspektiven zu geben und zu unterstützen an das „Gute“ zu glauben. (+ an Veränderung)

  • oder ob es darum geht, in hochsensiblen Situationen klar zu bleiben, da zu bleiben und fokussiert, um den Schüler*innen in sicherheitsgefährdenden Situationen die bestmögliche Sicherheit zu geben, die in diesem Moment möglich ist.

All das – viele „kleine“ Dinge – entpuppen sich als große Dinge…

Vor allem dann, wenn man abends mit tonnenweise Dankesbotschaften zu Bett geht – Danke für Deine Unterstützung, fürs Zuhören, fürs Lächeln, dafür, dass Sie da waren, für das Verständnis, für die Fürsorge…, dafür, dass Du eine einfühlsame und kompetente Schulsozialarbeiterin bist, dass Sie helfen, dass Sie einfach nur anwesend sind – all das zahlt sich echt sowas von aus!

Also ernsthaft jetzt: #spreadlove#spreadkindness

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert