4
April
2019

Der Außenseiter oder die Außenseiterin

Teil 1 des Mobbing-Projekts an der NSMS Trofaiach

Der Schulsozialarbeiter an der NSMS Trofaiach bietet jährlich in den 2. Klassen ein umfassendes Projekt zum Thema Mobbing an. Unter anderem werden folgende Fragen behandelt: Was ist eigentlich Mobbing? Wie kann ich Mobbing vermeiden? Was kann ich tun? Welche Erfahrungen habe ich schon gemacht? Welche rechtlichen Grundlagen gibt es?  Im Rahmen des Projekts werden  diese und andere Fragen dann mit den Kindern bearbeitet.

Im Fokus stehen die Kinder und ihr vorhandenes Wissen beziehungsweise ihre Erfahrungen und der aktuelle Umgang mit Mitschülerinnen und Mitschülern. Das Projekt ist prozessorientiert, das heißt, es wird auf aktuelle Entwicklungen in den Klassen und auf Prozesse, die im Laufe der Workshops ablaufen, bestmöglich eingegangen. Den Abschluss des Projekts bietet ein Abend für die Eltern der Kinder, die an diesen Workshops teilgenommen haben und andere Interessierte mit ExpertInnen.

Das Projekt gliedert sich in vier Teile:

  1. Workshop I – Außenseiter(in)

  2. Workshop II – Mobbing Grundlagen

  3. Workshop III – Cybermobbing und Abschluss

  4. Elternabend

 

Die Sensibilisierung mit der Thematik ganz allgemein steht im Mittelpunkt. Das Einbringen konkreter Erfahrungen hat ebenso Platz wie die experimentelle Auseinandersetzung. Insbesondere im ersten Teil dürfen die Kinder an ihre Grenzen gehen und persönlich Erlebtes und Erfahrenes spielerisch ausleben. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit Anderssein und um die eigene Verantwortung in diesem Zusammenhang:

Den Kindern wird die Möglichkeit geboten, einen Außenseiter zu kreieren (gemeinsame Gestaltung eines Plakats „AS“) und diese Figur auch explizit schlecht zu behandeln. Das Zulassen der Beschimpfungen und das „Wirkenlassen“ der Ergebnisse führt zu großen Irritationen und unterschiedlichen Reaktionen.

 

AS mit den Beschimpfungszetteln vor der „Veröffentlichung“

 

Durch das offene Gespräch über die eigene Gefühlswelt und die des (der) betroffenen AS kommt es zur deutlich wahrnehmbaren Sensibilisierung. Die Reaktionen reichen von zur Schau getragener Ignoranz und Humor bis zu absoluter Betroffenheit. Die meisten Kinder nützen dann auch die Chance, sich erneut AS mitzuteilen. Auf die Frage „Was wollt ihr AS jetzt sagen?“ folgen entschuldigende und versöhnliche Aussagen.

 

AS mit den persönlichen Aussagen nach der Sensibilisierung

 

Schließlich wird versucht, AS zu re-integrieren, indem alle Kinder gebeten werde, AS gleichzeitig und gemeinsam aufzuheben und zu tragen.

In diesem Workshop passiert sicht- und spürbar sehr viel: Kinder haben merkbar Spaß, werden aber zum Teil auch sehr an ihre Grenzen geführt. Sowohl die Beschimpfungen am Anfang als auch der letzte Schritt des gemeinsamen Tragens dienen sehr gut als Grundlage für die weitere Behandlung des Themas Mobbing in den darauffolgenden Workshops. Immer wieder wird an dieses Erlebnis erinnert.

 

Konzept, Planung, Organisation und Durchführung des Projekts:

Mag. Alexander Krückl, MSc., ISOP-Schulsozialarbeiter, 0699 / 14 6000 33, alexander.krueckl@isop.at

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